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Microsoft wird Insidern zufolge immer mehr zu einem bürokratischen und innovationsfeindlichen Unternehmen

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Das Magazin Vanity Fair hat Interviews, interne Microsoft-Dokumente und Mails, die zwischen Führungskräften geschrieben wurden, analysiert und bezeichnet das Entscheidungsmanagement von Microsoft als "erstaunlich töricht". Zudem könnte das Unternehmen Microsoft als "Fallbeispiel in einer Wirtschaftsschule dienen, das die Tücken des Erfolgs aufzeigt".

Mitarbeiter fühlen sich unmotiviert

Der Journalist Kurt Eichenwald zeigt dabei auf, mit welchen Systemen Microsoft zu seiner eigenen Innovationsbremse geworden ist. Ein Managementsystem namens "Stack Ranking", das jede Abteilung dazu zwingt einen bestimmten Prozentsatz der Angestellten als "Top Performer", gute, durchschnittliche oder schlechte Arbeitskräfte zu deklarieren, schränkt die Innovationsmotivation massiv ein. Viele Mitarbeiter fühlten sich dadurch unmotiviert und haben das Unternehmen verlassen, so ein ehemaliger Microsoft-Mitarbeiter. Die Mitarbeiter würden so miteinander konkurrieren anstatt zusammenzuarbeiten.

Windows Phone "total verhaut"

Der ehemalige Marketing-Manager Ed McCahill war 16 Jahre lang bei Microsoft. Er zeigt sich verwundert darüber, wie Microsoft seine Vorreiterrolle mit den Windows CE Geräten verlieren konnte. Er meint, Microsoft hätte Windows Phone" total verhaut". Grund sei die immer größere Bürokratie, die zu bewältigen sei.

Geld als Motivator

Der Prototyp eines E-Readers im Jahre 1998 wurde von Microsoft verworfen. Bill Gates hätte es einfach nicht gemocht, weil es kein Windows hatte. Die Gruppe, die an dem Projekt arbeitete, wurde von Gates vom Projekt abgezogen. Stattdessen konzentrierte sich Microsoft zunehmend auf die Frage "Wie kann man damit Geld machen?" anstatt sich auf die Entwicklung einer für den Konsumenten effizienten Technologie zu konzentrieren. Der E-Reader war dem Tode geweiht. Allein die Vorstellung Windows und Office auf einem Touch-Device zu bedienen, war für die Entwickler ein Problem. Die Loyalität Microsofts gegenüber Windows und Office hat laut Vanity Fair dazu geführt, dass Microsoft aufstrebende Technologien verabsäumt hat.

Social Network wird belächelt

Ein junger MSN Entwickler hat die Konkurrenz und vor allem den Instant Messenger von AOL beobachtet. Er meinte man einer Microsoft-Führugnskraft gegenüber, dass junge Menschen ihre Gedanken und Pläne gerne miteinander teilen. Ein Trend Richtung Facebook war erkennbar. Weil der Vorgesetzte dies nicht verstand und einsehen wollte, hat Microsoft auch in diese Richtung nichts unternommen. Früher habe Microsoft mit dem Finger auf IBM gezeigt und gelacht. Heute sind sie zu dem geworden, was sie verachtet haben: Eine uncooles Unternehmen. (iw, derStandard.at, 4.7.2012)