Wien - Das Kabinetttheater von Julia Reichert, 1989 in Graz gegründet und seit 1994 in der Wiener Porzellangasse beheimatet, ist auf die kleine Form spezialisiert. Das Repertoire umfasst rund 50 Minidramen - und nun kamen wieder welche hinzu. Denn das Kabinetttheater schrieb heuer einen Wettbewerb aus: Es galt, zu bestehenden Bühnenbildern und Objekten ein Dramolett zu verfassen.

Aus über 100 Einsendungen wählte die Prinzipalin und Figurenmacherin fünf Texte aus, die sie am Montag mit ihrem Team unter dem Titel Der Name ist Programm! zur Uraufführung brachte. Unabsichtlich absichtlich (das nennt man wohl Dramaturgie) gibt es zwischen den Minidramen mehrere reizvolle Bezüge: In Stephan Lacks Entscheidung vor den Toren Trojas werfen die Griechen jede Menge Tiernamen in die Schlacht - bis das erlösende Wort "Pferd" fällt. Um das Tiere-Finden geht es auch im Dialog zweier Skelette, denen in Bert und Bertl von Daniel Wild unheimlich fad ist.

Thomas Arzt nutzt ebendiese Skelette für ein berührendes existenzialistisches Gespräch zwischen Romeo und Julia. Während in der kargen Stammtischplauderei Hasch schu gheart? der Tirolerin Tanja Ghetta ein Gerücht die Runde macht, geht es in Herzschlagfinale als Höhepunkt des Szenenreigens um die unendliche Liebe: Die tote Julia fragt ihren rational denkenden Geliebten, ob er ihren Herzschlag hören könne.

Eingebettet sind die Siegertexte und ein traurig-komisches Stück von Werner Kofler u. a. in einen dreiteiligen poetischen Bilderbogen von Lucas Cejpek und Margret Kreidl, der ein wenig ratlos lässt. Grandios aber Christian Bakanic, der den Abend mit feinem Witz am Klavier und Akkordeon (einmal sogar gleichzeitig) begleitet. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 4.7.2012)