Bratislava - Die Abberufung des Erzbischofs von Trnava, Robert Bezak, sorgt in der Slowakei für Proteste. Am Montag versammelten sich mehr als 300 Gläubige am Hauptplatz in Trnava, um ihre Unterstützung für Bezak zu äußern. Kleinere Gruppe von Gläubigen protestierten auch in Bratislava. Papst Benedikt XVI. hatte den Erzbischof überraschend und ohne Angabe von Gründen des Amtes enthoben. Es handelt sich um den ersten Fall in der Geschichte der Slowakei, dass ein Erzbischof abberufen wurde.

Robert Bezak (52) wurde erst 2009 zum Erzbischof ernannt und ersetzte Jan Sokol, eine der kontroversesten Persönlichkeiten unter den slowakischen Bischöfen. Sokol wurde durch seine Sympathien mit Jozef Tiso, Präsident der von NS-Deutschland abhängigen Slowakischen Vasallen-Republik (1939 - 1945), bekannt. Er stand auch im Verdacht, vor der Wende 1989 als Mitarbeiter der kommunistischen Geheimpolizei tätig gewesen zu sein.

Bezak hat durch seine Offenheit und Freundschaftlichkeit die Sympathien der Öffentlichkeit gewonnen. Frantisek Miklosko, christlicher Aktivist vor 1989 und Vorsitzender des slowakischen Parlaments in der Periode 1990 bis 1992 erklärte, die Frage der Abberufung Bezaks wird die Beziehungen der slowakischen Katholiken zum Vatikan dauernd belasten.

Zusammenhang mit Vatileaks?

Der hoch angesehene christdemokratische Politiker und frühere Dissident setzte die Vorgänge in Beziehung zur Vatileaks-Affäre und den Turbulenzen in der Vatikanbank IOR. "Die Geschwindigkeit, mit der Bezaks Abberufung vollzogen werden soll, könne davon zeugen, dass das Problem des Umgangs mit hohen Geldsummen in der Erzdiözese Trnava irgendwie mit den kürzlich publik gemachten Finanzproblemen im Vatikan zusammenhängt", so Miklosko laut "Pravda".

Konservative Gruppen in der slowakischen Katholischen Kirche äußerten in mehreren Blogs dagegen ihre Zustimmung zur Abberufung von Bezak. Der Sprecher von Bischofskonferenz, Jozef Kovacik, erklärte, die Bischofskonferenz akzeptiere die Entscheidung des Papstes. (APA, 3.7.2012)