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Ein Mann versucht nahe Valencia, die Flammen in Schach zu halten. Bei der professionellen Brandbekämpfung wurde gespart.

Foto: REUTERS/Heino Kalis

Madrid/Valencia - Die Waldbrände in der Region rund um Spaniens Mittelmeerstadt Valencia konnten am Montag zwar zunächst so weit unter Kontrolle gebracht werden, dass sie sich nicht noch weiter ausbreiteten. Die Katastrophe - der heftigste Waldbrand in Spanien seit den 1960er-Jahren - entwickelt sich jedoch zusehends zum politischen Skandal. Denn zur Verbesserung der Haushaltslage in der fast bankrotten Region wurde die Schere auch bei den Ausgaben zur Brandverhütung und -bekämpfung angesetzt.

Juan Ponce, Sprecher des links-ökologischen Parteienbündnisses Compromís im Landesparlament der Region Valencia, zufolge stehen für diesen Sommer 15 Millionen Euro weniger zur Verfügung, als 2011. Das seien minus 14 Prozent. Diese "Optimierung der Ressourcen", wie es die Landesregierung der konservativen Partido Popular (PP), die auch in Madrid regiert, nennt, habe zu einer Entlassung von 700 Mitarbeitern des Dienstes zur Brandbekämpfung geführt. "Außerdem stehen drei Flugzeuge weniger zur Verfügung", beschwert sich Ponce. Compromís fordert eine gründliche Untersuchung im Parlament.

Seit Ausbruch der Brände am Donnerstag waren 1500 Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz. Am Montag stürzten Lösch-Hubschrauber ab, ein Mann starb, zwei weitere Hilfskräfte wurden verletzt. Insgesamt sollen rund 50.000 Hektar Land vernichtet worden sein. Zum Vergleich: Wiens Fläche beträgt 41.487 Hektar. Mehr als 2000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Das Atomkraftwerk in Cofrentes musste kurzzeitig auf Notversorgung durch ein Dieselaggregat umstellen.

Während des Finalspiels der Fußball-EM war das Twitter-Thema mit den meisten Nachrichten nicht das Match, sondern "Valencia brennt". Verzweifelte Gemeindeverwaltungen suchten über das Netzwerk Freiwillige für den Kampf gegen die Flammen. "In Colorado brennen 7000 Hektar, und Obama besucht das Gebiet; in Valencia brennen 50.000 Hektar und Rajoy geht zum Fußball", lautete ein wütender Kommentar. (Reiner Wandler, DER STANDARD, 3.7.2012)