Optisch unterscheidet sich das Echtgeld-Auktionshaus kaum vom ...

Foto: Screenshot "Diablo 3"

Pendant mit der Ingame-Währung.

Foto: Screenshot "Diablo 3"

Activision-Blizzard ist ein reiches Unternehmen. 2010 machte das Videospielstudio mit dem Sitz in Santa Monica einen Umsatz von 4,447 Milliarden Dollar Umsatz, wovon 418 Millionen Dollar reiner Gewinn waren. Allein mit dem Online-Rollenspiel "World of Warcraft" hat Blizzard ungefähr zehn Millionen aktive Spieler an sich gebunden, die monatlich bzw. jährlich brav ihr Geld überweisen, um weiterzocken zu können. Bisher hatten die treuen Fans der kalifornischen Spieleschmiede auch kein Problem, für die Spielekracher des Softwareriesen einiges zu bezahlen, doch Loyalität kennt ihre Grenzen.

Ein Dorn im Auge vieler Spielefans ist die Online-Plattform "battle.net". Diese wurde Zeitgleich mit dem Launch von "Diablo 1" im Jahr 1996 ins Leben gerufen. Die früheste Version ermöglichte es den Spielern untereinander zu interagieren und Mehrspieler-Servern beizutreten. Wollte man nur ein paar Minuten im Einzelspielermodus verbringen, war dies allerdings separat vom battle.net, also offline möglich. 14 Jahre später wurde dieser Option ein Riegel vorgesetzt: Das Strategiespiel "Starcraft 2" setzte erstmals auch für den Einzelspielermodus einen battle.net-Account voraus. Außerdem verpasste Blizzard dem Spiel keinen LAN-Modus, was besonders die professionellen Spieler erzürnte. Der kalifornische Softwareriese wollte mit diesem Schachzug der Piraterie und einem möglichen Sicherheitsrisiko entgegenwirken.

"Diablo 3" wurde ebenfalls mit besagtem "Online-Zwang" versehen. So hätte sich der Ärger im moderaten Rahmen bewegt, wenn Blizzard die nötigen Server-Kapazitäten bereitgestellt hätte. Taten sie aber nicht. In den ersten Tagen klagten etliche Spieler über massive Server-Ausfälle, die "Diablo 3" praktisch unspielbar machten. Schnell fielen die Versandhaus-Bewertungen in den Keller, trotzdem verkaufte sich das Spiel prächtig. Innerhalb einer Woche wanderte "Diablo 3" mehr als 6,3 Millionen Mal über den Ladentisch, ein neuer Rekord.

Echtgeld für nötiges Equipment

Nach anfänglichen Ärgernissen mit technischen Problemen, monierten eingefleischte Fans inhaltliche Mängel. Das Spiel sei kein würdiges Glied in der "Diablo"-Reihe, schrieben viele, einige ließen ihre Wut im offiziellen "Diablo 3"-Forum oder auf Amazon freien Lauf. Besonders das Auktionshaus wurde in die Kritik genommen. In diesem ist es dem Spieler möglich Gegenstände, wie Ausrüstungen zu handeln. Was sich als eigentlich gute Idee anhörte, entpuppte sich schnell als reine Goldgrube für den Spielehersteller Blizzard. Beim zweiten Teil entwickelte sich auf Ebay schnell eine eigene Community der "Diablo"-Spieler, die seltene Gegenstände zu meist fairen Preisen zum Verkauf anboten. War man als Hardcore-Spieler mit seinem Equipment also nicht zufrieden, konnte man getrost ein paar Euro investieren, um seinen Charakter zu verstärken. Der Spieleerfolg hing nicht unmittelbar damit zusammen.

Blizzard witterte eine Geschäftsidee und stattete "Diablo 3" mit einem Spielegold-, sowie einem Echtgeld-Auktionshaus aus. In beiden kann man auf Gegenstände, sowie komplette Charaktere (noch in Planung) bieten, einziger Unterschied ist das verwendete Zahlungsmittel. Die Kritik vieler Spieler ist nun, dass es mit dem neuen Patch (1.03) durch die hohen Reparatur-Kosten fast unmöglich geworden ist, starkes Equipment im Spielegold-Auktionshaus zu erstehen und man so sanft dazu gezwungen wird, sein Echtgeld für Ausrüstung zu verwenden.

Theoretisch könnte man ja auch mehr Zeit in das Spiel investieren, so dass die gewollten Items gedroppt werden. Theoretisch. Denn ein weiterer Kritikpunkt der Spielefans ist, dass kaum noch seltene und auch brauchbare Gegenstände in "freier Wildbahn" zu bekommen sind. Will man seinen Spielcharakter wirklich verbessern ist man daher entweder dazu gezwungen Spielegold in mühseliger Arbeit zu "farmen", das man dann bei weit überhöhten Preisen für nötiges Equipment einsetzt. Oder man tritt den Weg ins Echtgeld-Auktionshaus an und verwendet seine Euros, um seinen Charakter zu verstärken. Letzteres dürfte wohl das Ziel von Blizzard sein.

"Farm 'n' Pay" statt "Hack 'n' Slay"

Die Enttäuschung der Spieler ist groß. Ein User auf Amazon schreibt sogar, dass es sich bei dem Spiel nicht mehr um "Hack 'n' Slay" sondern um "Farm 'n' Pay" handelt. Dies spiegelt sich auch bei den anderen Einträgen wieder. Doch eigentlich ist die Idee, Spielgegenstände für Echtgeld zu erwerben, nicht neu. Viele andere Spielehersteller versuchten auch noch nach dem Kauf, noch ein bisschen Geld aus den Taschen der Zocker zu holen. So konnte man zum Beispiel bei Sport-Simulationen optional Gegenstände kaufen, die einen verbesserten. Dies hielt sich jedoch in einem gewissen Rahmen, da man die Fähigkeiten durch einen zeitlichen Mehraufwand kompensieren konnte. Der Unterschied zwischen "Diablo 3" und den anderen Spielen mit selbigem Angebot ist also, dass der Spiel-Erfolg nun direkter mit der Brieftasche zusammenhängt. (Daniel Koller, derStandard.at, 9.7.2012)