Noch ist die Welt in Ordnung - bald sind nicht nur die Gletscher fundamental bedroht: "Ice Age 4 - Voll verschoben / Continental Drift" beschert ein Wiedersehen mit Faultier Sid (vorne), Mammut Manni und Säbelzahntiger Diego.

Foto: Twentieth Century Fox

Eiszeit im Hochsommer. Schuld ist der Heißhunger von Nagetier Scrat.

Wien - Auch ein Urzeittier durchläuft Lebensabschnitte: Das Mammut Manni war einst ein bockiges Jungtier, dann ein suchender Junggeselle, endlich verliebt, bald darauf Vater - jetzt ist der eigene Nachwuchs im Teenageralter und wähnt sich der elterlichen Obsorge entwachsen.

Auch andere Tierfamilien sehen sich vor höchst menschliche Probleme gestellt: Wohin nur mit der Oma, die im Alter nicht freundlicher, aber in der Betreuung aufwändiger geworden ist? Faultier Sid bekommt Überraschungsbesuch von seiner Sippe, die hinterlässt ihm seine Oma, eine rüstige Faultierdame mit Sehfehler, starkem Geruch und starkem Willen. Bald wünschen sich Mammut, Faultier und Co, sie würden keine anderen Probleme haben.

Die auch schon vor zehn Jahren gestartete Ice Age-Animationsfilmserie hat sich von Beginn an als ernst zu nehmender Konkurrent des gut eingeführten Disney-Pixar-Konglomerats positioniert (und inzwischen angeblich mehr als zwei Milliarden US-Dollar eingespielt). Der Überraschungserfolg der Twentieth Century Fox und der Animateure von Blue Sky kam mit einer gut kalkulierten Idee - aus unerfindlichen Gründen finden Kinder Urzeittiere toll! - und zugkräftigen Protagonisten.

Neben Manni, Sid und dem Säbelzahntiger Diego konnte sich auch ein Nager namens Scrat etablieren, welcher ursprünglich nur den Trailer zieren sollte. Dieses pelzige Tierchen, dessen Obsession für Essbares schon damals einen Zug ins Pathologische hatte, stiftet auch im vierten Teil der Tierabenteuer gewaltige Unruhe: Weil es auf seiner Jagd nach einem Nüsschen nicht aufgibt, gelangt es diesmal bis ins Erdinnere. Das lässt an der Erdoberfläche Platten bersten - nichts weniger als die Entstehung der heutigen Kontinente ist die Folge im Großen. Im Kleinen bedeuten Eruptionen und Kontinentaldrift, dass unsere Helden (wieder einmal) ihre Heimat verlieren.

Auch in dieser Ice Age-Folge geht es folglich punktuell unheimlich zu. Tiefes Dröhnen kündigt Beben an, ganze Gebirgsmassive kommen ins Rutschen, riesige Staubwolken wabern vor ihnen her. Familien werden auseinandergerissen, panische Tierchen suchen (begleitet von Musikgetöse) die rettende Küste. Manni, Diego, Sid und Sids Oma treiben auf einer Eisscholle geradewegs in die Arme eines fiesen Primaten-Piratenkapitäns.

Diesmal mit Hamsteraufstand

Daraus erwachsen kleine Schlachtgeplänkel und ein sehenswerter Hamsteraufstand. Insgesamt wirkt die Erzählung selbst aber etwas zerrissen. In den USA wird Ice Age 4 erst in zehn Tagen in die Kinos kommen, die Verkaufsstrategen in Hollywood haben zuerst wichtige Märkte auf anderen Kontinenten angepeilt. Die ersten Einspielergebnisse bescheinigen ihnen, dass auch Ice Age 4 weltweit sein Publikum findet. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 3.7.2012)