Bukarest - Der rumänische Premier Victor Ponta, der seit zwei Wochen wegen Plagiatsvorwürfen immer stärker unter Beschuss gerät, will trotz des offiziellen Urteils des Rates für die Anerkennung akademischer Titel (CNATDCU) und trotz seiner eigenen früheren gegenteiligen Erklärungen nicht auf den Doktortitel verzichten. Das erklärte er am Sonntag im TV-Sender "Antena 3". Die Entscheidung des CNATDCU stelle eine "mafiöse Exekution" auf Kommando des Staatschefs Traian Basescu dar, so Ponta. "Ich habe sehr viel für die Dissertation gearbeitet und bin sehr stolz darauf", sagte er.

Die CNATDCU hatte am Freitag entschieden, dass im Falle von Pontas 2003 an der Universität Bukarest abgeschlossenen Dissertation ein Plagiat vorliegt und empfahl dem Unterrichtsministerium die Aberkennung des Doktortitels. Laut dem CNATDCU-Vorsitzenden Marius Andruh sind 85 der 307 Seiten von Pontas Dissertation "leicht zu identifizierende" Übernahmen ohne Quellenangabe, wobei die Quelle zumindest im Literaturverzeichnis aufscheint. Weitere 40 Seiten wurden ohne jede Quellenangabe in die Arbeit kopiert.

Pontas Unterrichtsminister Liviu Pop hatte am Vorabend der CNATDCU-Sitzung versucht, in die Zusammensetzung des Rates einzugreifen, indem er 25 zusätzliche Mitglieder einberief. Weil die Verordnung jedoch nicht im Amtsblatt veröffentlicht worden war, tagte der Rat wie geplant. Pop behauptet nun, dass der CNATDCU bezüglich Plagiatsfragen nicht kompetent sei und die Entscheidung nicht gilt, weil die Entscheidungsmehrheit nicht gegeben war. Ponta selbst erklärte, dass allein die Ethikkommission in der Sache entscheiden könne. Die Mitglieder der Ethikkommission hatte Ponta austauschen lassen, nachdem der ehemalige Unterrichtsminister Ioan Mang (PSD) wegen Plagiatsvorwürfen gleich nach seinem Amtsantritt zurücktreten musste. Auch die Universität Bukarest ermittelt derzeit in dem Fall. (APA, 2.7.2012)