40 Prozent würden heute in Österreich ungültig oder gar nicht wählen (sagte eine Umfrage für den Sender ATV). Man meint, einige dieser Leute zu kennen. "Ich weiß nicht, wen ich wählen soll" - das hört man immer öfter in der Unterhaltung zwischen Freunden, Bekannten, aber auch Fremden.

Eine doch nennenswerte Verzerrung ergibt sich daraus, dass Strache- und zum Teil auch BZÖ-Wähler ja nicht gern darüber reden, wen oder ob sie überhaupt wählen. Die mangelnde Bekennerfreude der Rechtswähler, die dann am Wahltag manchmal Überraschungen bringt, ist ja auch politsoziologisch gut erforscht.

Nein, wenn jemand sagt, er wisse nicht, wen er wählen soll, dann handelt es sich überwiegend um Wähler, die es mit dem Radikalismus nicht so haben. Unter denen trifft man wirklich oft Leute, die echt nicht wissen, was sie - eh erst in einem guten Jahr - ankreuzeln sollen.

Weder SPÖ noch ÖVP noch Grüne vermitteln den Eindruck von Kompetenz, Tatkraft und Zukunftstauglichkeit. Sie haben ihre Meriten, sie sind nicht von gefährlichen Demagogen und/oder Psychos beherrscht, sie bringen auch manchmal etwas zustande, aber es müsste mehr Gründe geben, irgendeine Partei zu wählen. Ist aber derzeit nicht so.

Neue Parteien? Bisher nicht viel los damit. Die Nachfrage wäre da, das Angebot ist mager. So flüchten viele in die - zunächst einmal angekündigte - Wahlverweigerung. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 30.6.2012)