Chicago/München - Die erfolgsverwöhnte Sportartikel-Branche ist womöglich doch nicht immun gegen den weltweiten Konjunkturabschwung. Glänzten vor allem die Branchengrößen Nike und adidas zuletzt regelmäßig mit Rekordwerten, könnte sich das Bild nun ändern. Denn Nike enttäuschte mit seinen Geschäftszahlen für den Zeitraum Anfang März bis Ende Mai - der Gewinn fiel, die Margen verschlechterten sich und in den Lagern türmen sich immer mehr unverkaufte Produkte mit dem berühmten "Swoosh"-Logo. Außerdem legten die Auftragseingänge, nicht zuletzt in China, viel geringer zu - ein schlechtes Zeichen für die nächsten Monate.

An der Wall Street reagierten die Investoren entsetzt: Nike-Aktien stürzten im außerbörslichen Handel um 13 Prozent ab. Dem konnte sich in Frankfurt auch Adidas nicht entziehen. Bei den Franken ging es knapp zwei Prozent auf 55,47 Euro nach unten. Adidas war damit einziger Verlierer im Leitindex Dax, der ansonsten am Freitag wegen des EU-Gipfels mehr als zwei Prozent anzog. Top-Manager der Branche wie Adidas-Chef Herbert Hainer betonen eigentlich immer wieder, dass schwächere Zahlen, etwa im schuldengeplagten Südeuropa, durch Wachstum in Osteuropa, Asien und Lateinamerika sowie dem allgemeinen Trend zu mehr Fitness ausgeglichen werden kann - und den Anbietern langfristig sehr gute Perspektiven bietet.

Doch Nike wies nun für das vierte Geschäftsquartal 2011/12 einen Nettogewinn von 549 (Vorjahr: 594) Mio. Dollar bzw. 442 Mio. Euro aus. Pro Aktie belief sich das Ergebnis auf 1,17 Dollar, während Analysten dem Branchenprimus im Schnitt 1,37 Dollar je Anteilsschein zugetraut hatten. Damit verfehlte das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Oregon erstmals in den vergangenen zwei Jahren die Markterwartungen. Hauptgründe: Nike investierte mehr, kämpfte aber auch mit Materialkosten.

China macht Probleme

Am besten schnitt Nike noch beim Umsatz ab, der währungsbereinigt um 14 Prozent auf den Rekordwert von 6,5 Mrd. Dollar kletterte. Die Orders für die Nike-Kernmarke zur Auslieferung zwischen Juni und November stiegen dagegen nur noch um sieben Prozent - weniger als die Hälfte des Wachstums im Vorquartal. In China betrug das Plus magere fünf Prozent - dort hatte schon Puma, der Branchendritte, zuletzt Probleme gemeldet. Vor allem lokale Rivalen fluten den Markt mit unzähligen Produkten. Nike und Adidas hatten sich aber noch behauptet. Denn ihre Marken sind weltweit bekannt und begehrt.

Jetzt könnten aber auch dort neben den Verkaufszahlen die Margen leiden. Insgesamt wies Nike für das abgelaufene Quartal eine um 1,5 Punkte auf 42,8 Prozent gefallene Bruttomarge aus. Damit arbeiten die Amerikaner weniger rentabel als ihre kleineren deutschen Rivalen. Adidas kam im ersten Quartal 2012 auf eine Rohertragsmarge von 47,7 Prozent, Puma sogar auf 51,2 Prozent. Alle Anbieter versuchen die gestiegenen Rohstoffkosten an die Kunden weiterzugeben und ihre Produkte teurer zu verkaufen. Das klappt aber nur bedingt. Nike räumte ein, vor allem in China und Westeuropa vollere Lager zu haben als gewünscht. Oft wird die Ware dann mit Rabatten verkauft, was zusätzlich auf die Margen drückt.

Nicht rund lief es für Nike auch bei der Fußball-Europameisterschaft. Dort hatten die Amerikaner zusammen mit der zum Verkauf stehenden Tochter Umbro zwar die meisten Teams ausgerüstet. Diese schnitten aber nicht gut ab, was die Trikot-Verkaufserlöse in der Regel limitiert. Vor allem Gastgeber Polen, die Niederlande und Frankreich enttäuschten. Als letztes Nike-Team schied Portugal im Halbfinale aus.

Aber auch die für Adidas beste Endspiel-Konstellation - Deutschland gegen Spanien, jeweils in den drei Streifen von Adidas auflaufend - wird es nicht geben. So freut sich Puma, Ausrüster des Überraschungsfinalisten Italien, der am Sonntag gegen Titelverteidiger Spanien antritt. Das dürfte Puma wie erhofft zweistelliges Wachstum im Fußball-Geschäft bescheren. Adidas hatte zuletzt bereits mitgeteilt, dank der EM dieses Jahr einen neuen Fußball-Umsatzrekord von über 1,6 Mrd. Euro zu schaffen.(Reuters, 29.6.2012)