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Am Sonntag heißt es dann "Operated by Tyrolean".

Foto: Reuters/HEINZ-PETER BADER

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Die Zahlen der zwei Fluglinien im Vergleich.

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Wien - Mit Sonntag macht die Austrian Airlines (AUA) den umstrittenen Betriebsübergang auf die hundertprozentige Regionalflugtochter Tyrolean amtlich. Konfliktpotenzial birgt die Frage, welcher Betriebsrat ab dem 1. Juli zuständig ist. Die Lufthansa-Tochter will den AUA-Betriebsräten Diensthandys abdrehen und die Betriebsrats-Büros zusperren. "Wir werden die Funktionen des AUA-Betriebsrates sukzessive zurückfahren", sagte Pressesprecher Peter Thier am Freitag.

Durch den Betriebsübergang seien die Tyrolean-Belegschaftsvertreter für das gesamte Bordpersonal zuständig, argumentiert die AUA. Bordbetriebsratschef Karl Minhard kämpft dagegen mit einer einstweiligen Verfügung an. Diese soll nächste Woche entschieden sein. Am 1. Juli will Minhard zudem eine konstituierende Betriebsratssitzung einberufen.

Gewerkschaft und Betriebsrat haben sich mit mehreren Klagen auf die AUA-Pläne eingeschossen. Vor dem Obersten Gerichtshof (OGH) soll die Nichtigkeit des Betriebsübergangs erstritten werden. "Der Betriebsübergang hat nur den Sinn, die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern," erklärte Minhard heute. Das sei rechtlich nicht zulässig. Aus seiner Sicht entsteht eine neue Firma. Demnach werde er am 1. Juli eine Sitzung aller Betriebsräte - 17 AUA- und 14 Tyrolean-Vertreter - einberufen, in der ein neuer, gemeinsamer Betriebsrat gekürt werden soll.

Swiss-Piloten weigern sich

Dass sich die Swiss-Piloten weigern, im Sommer für die AUA einzuspringen und damit den zu AUA-Konflikt unterwandern, begrüßte Minhard. Das zeuge von "internationaler Solidarität". Minhard hatte zuvor beim österreichischen Pilotenverband Austrian Cockpit Association (ACA) um "mutual assistance", also um gegenseitige Hilfe bei Arbeitskämpfen, angesucht. Der AUA-Betriebsrat habe dem befristeten Einsatz von freiberuflichen Piloten (Freelancern) zugestimmt, um durch noch mehr geleaste Flugzeuge anderer Airlines (Welcome Air, Augsburg Airways, Lufthansa und jetzt auch Contact Air) "nicht zusätzlich Geld zu verbrennen", so Minhard.

Thier bestätigte, dass anstatt des Swiss-Avro-Regionaljets nun eine größere Fokker 100 von Contact Air im Juli und August einspringen soll, um trotz des Massenabgangs der Piloten den Flugbetrieb in der sommerlichen Hochsaison aufrecht zu erhalten. 110 AUA-Piloten, das ist fast jeder Fünfte, haben samt saftiger Abfertigung von bis zu 550.000 Euro die AUA wegen des Betriebsübergangs verlassen (privilegierte Selbstkündigung). Rund 30 der scheidende Piloten werden bis längstens November aber als Freelancer weiter für die AUA fliegen und sind im Juli-Dienstplan schon fix für Flüge eingeteilt. Auch 214 Flugbegleiter kehrten der Traditionsairline den Rücken.

263 Millionen Einsparungen

Die verbleibenden 460 Piloten und die 1.500 Flugbegleiter sowie die Flugzeuge des AUA-Flugbetriebs wandern in die kleinere Tyrolean Airways Tiroler Luftfahrt GmbH. Um aus den tiefroten Zahlen zu fliegen, will der Vorstand bis zu 263 Mio. Euro jährlich einsparen, auf Personalseite sollen es 45 Mio. Euro sein. Der Betriebsübergang verursacht laut AUA Kosten von 80 Mio. Euro - die Abfertigungen werden mit 60 Mio. Euro beziffert. In einer AUA-Aussendung vom Freitag sagte AUA-Chef Jaan Albrecht: "Wir befinden uns auf dem Weg zu einer gesunden Austrian."

Die Behörden in Kanada, USA und Indien haben die Konstruktion, dass die Flüge nun von Tyrolean durchgeführt werden, mittlerweile abgesegnet, sagte Thier. Innerhalb des EU sei das nicht nötig gewesen. Sämtliche Flüge werden ab Sonntag zwar unter OS-Flugnummer, allerdings mit dem Zusatz "operated by Tyrolean" durchgeführt. Eine Boeing 777 bleibt aus verkehrsrechtlichen Gründen bei Austrian Airlines. Ab September soll zudem jedes Monat eine der noch vorhandenen Mittelstrecken-Boeings des Typs 737-800 durch jeweils einen neuen Airbus-A320-Flieger ersetzt werden. Das soll Flotten-Kosten sparen.

Bei der Austrian Airlines AG verbleiben das Stationsmanagement, die Technik, der Vertrieb im In- und Ausland sowie Netzplanung, Personal, der Finanzbereich und das Marketing. 6.700 Mitarbeiter arbeiten insgesamt im Konzern. (APA, 29.6.2012)