Da haben wir sie endlich wieder: die Gehaltsdebatte unter Tennisprofis. Gilles Simon, Nummer 13 der Welt, will in Wimbledon mehr verdienen als seine weiblichen Kolleginnen. "Männer stehen doppelt so lange auf dem Platz", so der Franzose. Mag generell stimmen, heruntergebrochen sicher nicht. Warum sollte Tamira Paszek, die sich in der ersten Runde gegen Caroline Wozniacki über 192 Minuten abrackerte, weniger Geld erhalten als ein Simon, der von der Aufgabe seines Gegners nach 84 Minuten profitierte? Beide erhielten für den Aufstieg 23.125 Pfund. Simon hat Paszek trotz ausgeprägten Gerechtigkeitssinns noch kein Geld überwiesen. Und das, obwohl er in der zweiten Runde ohne Satzgewinn verlor, also in Wimbledon 2012 keine nennenswerte Leistung erbracht hat.

Tennisprofis werden aus guten Gründen nicht nach Stunden bezahlt. Und schon gar nicht werden sie fürstlich entlohnt, weil es so unglaublich anstrengend ist, ein paar Stunden auf die Filzbälle zu klopfen. Sonst müssten sie im Training mehr verdienen als bei einem Turnier. Oder der Verlierer genauso entlohnt werden wie der Gewinner. Man überhäuft sie mit Scheinen, weil durch ihre pure Anwesenheit Tickets verkauft, TV-Verträge abgeschlossen und Sponsoren angezogen werden. Hier können die Veranstalter mit Spielern wie Simon aber nicht punkten, dafür braucht es die ganz Großen wie Federer oder Djokovic. Oder eben Ticketseller wie Maria Scharapowa oder Serena Williams. Diese Damen spielen dann auf dem Center-Court, während Simon auf Platz 18 antritt. Und das bestimmt nicht, weil der Veranstalter politisch korrekt sein will. (Philip Bauer, derStandard.at, 28.6.2012)