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Tiroler Idylle: Die Schützen lauschen, der Landeshauptmann spricht. Als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz koordiniert Günther Platter (ÖVP) ein halbes Jahr lang die Interessen der Länder.

Foto: APA/ROBERT PARIGGER

Innsbruck - Interviews sind derzeit selten. In das Amt des Vorsitzenden der Landeshauptleutekonferenz müsse sich der Landeshauptmann erst einarbeiten, heißt es aus seinem Büro. Günther Platter nimmt sich offenbar selbst aus der Schusslinie. Dabei könnte er in seiner neuen Funktion durchaus reüssieren und verlorenes Terrain gutmachen: Ab 1. Juli steht Platter dem wichtigsten Gremium der Bundesländer vor.

Er habe derzeit nicht gerade den besten Lauf, attestieren politische Weggefährten wie der langjährige Klubobmann der Tiroler Grünen, Georg Willi. Es reiche nicht, Wandertage zu veranstalten und Dorffeste zu eröffnen, ätzt ein anderer Grüner, Gebi Mair. Für Fritz Dinkhauser vom Bürgerforum, ehemaliges VP-Mitglied und Chef der stärksten Oppositionspartei im Landtag, ist Platter nach Skandalen der letzten Monate angeschlagen und die VP führungslos.

Auch am gänzlich unpolitischem Parkett, dem Sport, rutschte der 58-jährige Landeshauptmann Ende Mai aus. Der leidenschaftliche musizierende Landeschef gab kurzerhand zu, kein Fußballexperte zu sein. Er hatte beim Besuch des Fußball-Nationalteams in Seefeld David Alaba mit "How do you do" begrüßt. Wenigstens sei Platters Englisch korrekt gewesen, wurde im Land geätzt.

Unglücksphase

Überhaupt agiert der Landeschef seit Monaten nicht eben glücklich. Korruptionsaffären machten auch vor Tirol nicht Halt. Platters rechter Hand aus Zeiten als Innenminister, Christian Switak, wurden Anfang des Jahres Jagdeinladungen und ein günstiges Mietverhältnis zum Verhängnis. Er musste zurücktreten. Wochenlang hielt Platter seinem Strategen und Finanzlandesrat den Rücken frei. Alles sei in Ordnung. Und er fand offenbar nichts dabei, wenn ein Landesrat zu günstigsten Konditionen in der Dachwohnung eines Seilbahnkaisers in bester Innsbrucker Lage wohne.

Platter selbst beschloss nach öffentlichem Druck im Frühjahr, sein Jagdgewehr auf längere Zeit im Waffenschrank zu verschließen. Der Blogger Markus Wilhelm hatte auf seiner Homepage die tiwag.org Platters Jagdeinladungen inklusive aller Abschüsse aufgelistet. Das Land - von Landesjägermeister über Regierungskollegen - hatte zwar reflexartig zu Platter gehalten, da Jagen neben Bergsteigen und Mountainbiken durchaus als ernst zu nehmende Freizeitbeschäftigung in Tirol gilt. Hinter vorgehaltener Hand wurde aber immer wieder von der unglaublichen Treffsicherheit Plat ters bei Fettnäpfchen gesprochen.

Besonderer Coup

Und auch bei der Innsbrucker Wahl im April setzte Platter auf das falsche, schwarze, Pferd. Eigentlich wollte er einen besonderen Coup landen. Mitten im Wahlkampf - die Plakate für den schwarzen Spitzenkandidaten Franz Gruber waren bereits affichiert, zauberte Platter, den ehemaligen Innsbrucker Vizebürgermeister Christoph Platzgummer aus dem Hut. Diesen hatte er seit dessen Rücktritt im Mai 2009 im Landhaus in einem eigens geschaffenen Zukunftsbüro geparkt. Platzgummer schaffte es immerhin, den bis dahin öden Wahlkampf aufzupeppen. Die VP legte zwar zu, musste dann aber in Opposition. Es regiert die Liste "Für Innsbruck" gemeinsam mit Grünen und SPÖ. Platter reagierte beleidigt. Er drohte mit Rauswurf aller FI-Sympathisanten, die auch VP-Mitglieder seien. Doch auch in den Tiroler Gemeinden deklarieren sich VP-Anhänger nicht mehr. Gewählt werden Bürgerlisten und Personen. Die Partei scheint kaum mehr Wähler anzulocken.

Ein Jahr vor der Landtagswahl 2013 rumort es in der Tiroler Volkspartei. Aus dem Außerfern hört man, dass Anna Hosp, Landesrätin unter Platter-Vorgänger Herwig van Staa, wieder in die Politik will. Auch der Präsident des Tiroler Gemeindebundes, Ernst Schöpf, denkt an eine Rückkehr in die Landespolitik. (Verena Langegger, DER STANDARD, 29.6.2012)