Mit dem Eintritt in die Mars-Atmosphäre beginnt für "Curiosity" eine der kritischsten Phasen der gesamten Mission.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Ein frei schwebender "Sky Crane" soll den Rover an Kabeln sanft zu Boden senken. Gelingt das Manöver am 6. August, dann wird "Curiosity" mindestens für ein Marsjahr den Roten Planeten erkunden.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Washington - Der Marsrover "Curiosity" der NASA befindet sich mittlerweile in der letzten Phase seines Anflugs. Am Dienstag hat das Raumfahrzeug eine dritte Kurskorrektur erfolgreich durchgeführt. Bei dem sogenannten "Trajectory Correction Maneuver 3" wurde das Mars Science Laboratory (MSL) auf die angepeilte Landezone auf dem Mars ausgerichtet und seine Reisegeschwindigkeit minimalen reduziert. Etwaige Abweichungen von der idealen Flugbahn könnten noch in den letzten acht Tagen vor Erreichung des Zieles am 6. August korrigiert werden. Aber richtig spannend wird es erst, wenn der hochkomplizierte Mars-Roboter seinen Abstieg auf die Oberfläche des Roten Planeten beginnt - die NASA nennt diese Phase "'Curiositys' sieben Minuten des Terrors".

Weniger als 40 Tage vor dem Großereignis herrscht bei der NASA daher nicht nur Vorfreude: "Seit Jahren bereiten wir eine erfolgreiche Landung von 'Curiosity' vor und die Zeichen stehen gut", sagte Dave Lavery, Chef der NASA-Mars-Missionen, kürzlich vor Journalisten in Washington. "Aber eine Landung auf dem Mars birgt immer Risiken, deswegen ist der Erfolg nicht garantiert."

Landung per "Sky Crane"

"Curiosity" war am 26. November 2011 an Bord einer Atlas-Rakete in Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet. In den vergangenen Wochen haben Ingenieure die Software der Transportkapsel und des darin zusammengefalteten Rovers von der Erde aus optimiert. Trotzdem kann noch einiges schief gehen. Mit seinen 900 Kilogramm ist der Rover zu schwer, um in der dünnen Marsatmosphäre allein an Fallschirmen sanft zu Boden zu gleiten. Die NASA setzt daher auf eine ausgeklügelte aber komplexe Landevorrichtung: "Curiosity" soll am 6. August um 7.31 Uhr MESZ nach einem hoffentlich unproblematischen Atomsphäreneintritt mit Hilfe eines sogenannten "Sky Cranes", der von Düsen über dem Marsboden in Schwebe gehalten wird, an Seilen herabgelassen werden.


"'Curiositys' sieben Minuten des Terrors": Das NASA-Video zeigt die kritische Landung des Rovers auf dem Mars. (Quelle: Youtube)

Aufsetzen soll der Rover in einem sieben mal 20 Kilometer großen und vergleichsweise flachen Gebiet im Gale-Krater nahe dem Äquator des Roten Planeten. Viel Spielraum gibt es dafür allerdings nicht: Direkt neben der Landezone steigt ein Berg rund 5.000 Meter in die Höhe, an dessen Hängen die sechsrädrige "Curiosity" zerschellen würde.

Den Gale-Krater hat die NASA in Hinblick auf eine von "Curiositys" Kernaufgaben ausgesucht. Gesteinsformationen und Sedimente am Grund deuten darauf hin, dass es hier einmal Wasser gegeben hat. Tief unter der Oberfläche könnten sich daher möglicherweise auch lebende Mikroben befinden. Für die Untersuchungen verfügt "Curiosity" unter anderem über einen Bohrer und einen Laser, der die chemische Zusammensetzung des Marsbodens in einem Radius von rund sechs Metern erfassen kann. Boden- und Gesteinsproben kann das Roboter-Fahrzeug zumindest teilweise direkt mit Instrumenten in seinem Inneren auswerten. "Spirit" und "Opportunity" konnten lediglich loses Gestein und lockeren Boden aufnehmen und auswerten, einen Bohrer besaßen sie nicht. Der Rover ist zudem mit zwei Kameras ausgestattet, die dreidimensionale Fotos und erstmals auch Videoaufnahmen vom Marsboden ermöglichen.

Zwei Jahre soll "Curiosity" den Mars erkunden

Vom Gale-Krater aus soll "Curiosity" seine Erkundungsmission starten. Ein ganzes Mars-Jahr lang - also ungefähr zwei Jahre auf der Erde - soll der Rover dann über den Roten Planeten rollen. Rund 200 Meter kann er am Tag zurücklegen. "Spirit" und "Opportunity" waren nur auf eine Lebensdauer von 60 und 90 Tage angelegt gewesen, hatten diese aber beide um ein Vielfaches überschritten.

Dass "Curiosity" mikrobielles Leben findet, dürfte trotzdem unwahrscheinlich sein, meinen die NASA-Wissenschafter. Aber irgendeine Form von Wasser mit mineralischen Ablagerungen - das könnte durchaus sein, sagte Mike Meyer, Chef-Forscher der "Curiosity"-Mission. "Wir wären außer uns vor Freude, wenn wir so etwas finden würden - und es würde eine Rückkehr begründen." (APA/red, derstandard.at, 28.6.2012)