Wien - Österreich hat - entgegen dem Trend in der Mehrzahl der europäischen Staaten - die öffentlichen Ausgaben für die Hochschulen in den vergangenen Jahren gesteigert. Das zeigt eine Studie der European University Association (EUA). Aufgrund der Mittel aus der "Hochschulmilliarde" fällt auch der Ausblick der EUA für Österreich positiv aus. Etwas ratlos steht die Vereinigung der Frage der Studiengebühren in Österreich gegenüber: Die Situation sei hierzulande "besonders komplex".

Für die Studie wurden die Staaten in vier Gruppen unterteilt. In Tschechien, Griechenland, Ungarn, Island, Irland, Italien, Lettland, Litauen, den Niederlanden, Portugal und Spanien sank die öffentliche Uni-Finanzierung um mehr als zehn Prozent. In Kroatien und Estland gab es Einschnitte von bis zu zehn Prozent, in Belgien und Finnland blieben die Mittel stabil. Einen Anstieg der öffentlichen Finanzierung verzeichneten neben Österreich noch Dänemark, Deutschland, Frankreich, Norwegen, Polen, Slowakei, Schweden und die Schweiz.

Inflation nicht einberechnet

Gleichzeitig warnen die Studienautoren vor voreiligen Schlüssen. Einerseits müssten die unterschiedlichen Ausgangslagen bei der öffentlichen Finanzierung betrachtet werden. So weise zwar die Slowakei einen positiven Trend auf, allerdings läge der Anteil der öffentlichen Hochschulfinanzierung mit knapp 0,8 Prozent nach wie vor im Europa-Vergleich sehr tief. Weitere Einschränkungen: Die aufgewendeten Mittel müssten in Relation zu den steigenden Studentenzahlen gesetzt werden. So könnten "beträchtliche Rückgänge in der Finanzierung pro Student durch steigende Gesamtbeträge verdeckt werden". Nicht einberechnet wurde außerdem die Inflation.

In einer Vergleichsanalyse reiht die EUA Österreich zusammen mit den skandinavischen Staaten (außer Island) zusammen mit Frankreich, Belgien, Deutschland und der Schweiz in eine Gruppe, die einerseits eine steigende bzw. konstante öffentliche Finanzierung aufweisen und deren Anteil der öffentlichen Hochschulausgaben am BIP ebenfalls über jenem der EU-27 liegt. Generelle Entwicklung dabei: Länder im Süden und Osten Europas kürzen zum Teil beträchtlich, Länder im Norden und Westen schneiden besser ab.

Studiengebühren

In einem eigenen Kapitel behandelt die Studie außerdem das Thema Studiengebühren. Hier seien die Entwicklungen in ganz Europa derzeit in Bewegung - eine einheitliche Entwicklung gibt es nicht. So seien die Gebühren in England, Irland und Island in den vergangenen Jahren zum Teil beträchtlich gestiegen, während in Deutschland - ausgenommen Bayern und Niedersachsen - der Trend in Richtung Abschaffung geht. Weiterer Trend: In den Niederlanden und Spanien müssten seit kurzem etwa Studenten, die über der Durchschnittsstudienzeit liegen, fast die tatsächlichen Kosten des Studiums für den Abschluss entrichten, in Dänemark, Schweden und ebenfalls Spanien gilt dies für Studenten aus dem Nicht-EU-Raum. (APA, 28.6.2012)