Wien - Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter haben sich am späten Mittwochnachmittag nach einer Protestkundgebung der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) auf einen weiteren Verhandlungstermin am 5. Juli geeinigt. An der heutigen Protestveranstaltung vor der Wirtschaftskammer Wien am Schwarzenbergplatz haben nach Gewerkschaftsangaben rund 500 Leute teilgenommen, um ihren Ärger über das Verhalten der Arbeitgeber in den Bereichen Marktkommunikation und Werbung Luft zu machen.

Die Kollektivvertragsverhandlungen in diesem Bereich stockten seit Jahresbeginn, was bedeutet, dass die rund 12.000 Beschäftigten bisher vergeblich auf eine Gehaltserhöhung warten, so die Gewerkschaft. "Und das in einer Branche, in der seltsame All-In-Verträge und damit verbundene Nichtauszahlung von geleisteten Überstunden, das Ignorieren von Ruhezeiten sozusagen Business as usual sind", brachte es laut Aussendung eine Betriebsrätin auf den Punkt. "Die Stimmung unter den Beschäftigten schwankt zwischen Verunsicherung und Ärger, manche haben auch Angst."

Die Verhandlungen wurden am 22. Dezember des Vorjahres unterbrochen, nachdem die Arbeitgeber ihr erstes Angebot einer Mindestgrundgehaltserhöhung von 3,3 Prozent auf 3,1 Prozent reduziert hatten.

"In der Werbung und Marktkommunikation kommt oft dieser Fluchtkollektivvertrag Nummer 1 zur Anwendung, z. B. für den ORF sowie für Medienkonzerne und Zeitungsverlage. Wir können und werden diesem gesetzlich legitimierten Lohndumping nicht länger tatenlos zusehen", kündigte der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, Karl Proyer, weitere Aktionen an.

Allein in Wien gibt es 12.000 Beschäftigte, aber laut Gewerkschaft aufgrund falscher freier Dienstverträge - sogenannter Umgehungsverträge - vermutlich weit mehr. In allen anderen Bundesländern außer Wien gebe es überdies gar keinen Kollektivvertrag für Marktkommunikation und Werbung.

"Die heutige Kundgebung ist in diesem Sinne als Auftakt für weitere Aktionen zu sehen", kündigte Proyer an. Man werde in den kommenden Tagen auf die Gebietskrankenkassen in allen Regionen zugehen, um sie auf Verstöße aufmerksam zu machen. "Die Liste der uns bekannten Unternehmen ist lang, wir haben gar keine andere Wahl, als die Verantwortlichen bei den Gebietskrankenkassen um Kontrollen zu ersuchen. Die Zeit von Umgehungsverträgen durch freie Dienstverträge in dieser Branche neigt sich dem Ende zu und anschließend werden wir uns gemeinsam mit den Arbeitsinspektoraten um das Arbeitszeitthema kümmern", so Poyer. (APA, 27.6.2012)