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So will Titelverteidiger Spanien ins Finale einziehen: Iker Casillas, Alvaro Arbeloa, Xabi Alonso, Sergio Ramos, Sergio Busquets, Gerard Pique (hinten von links), David Silva, Andres Iniesta, Xavi Hernandez, Cesc Fabregas, Jordi Alba (vorne von links).

Foto: EPA/Kochetkow

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So will Portugal ins Finale kommen: Mit und durch Cristiano Ronaldo.

Foto: Reuters/Buhholzer

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PORTUGAL

DAS SAGT DIE CIA
92.345 km², also geringfügig kleiner als Indiana

DIE HYMNE
Text: Henrique Lopes de Mendonca
Musik: Alfredo Keil

Refrain: "An die Waffen, die Waffen! Zu Land und zur See. An die Waffen, die Waffen, um unser Vaterland zu verteidigen, marschiert gegen die Kanonen! Marschiert!"

DIE HEIMAT
Einwohner:
10,781 Millionen
Lebenserwartung:
78,7 Jahre
Arbeitslosenrate:
15,2 Prozent
Mobiltelefone:
15,195 Millionen
Auf Facebook:
4,380 Millionen
Größte Tageszeitung:
A Bola (Auflage: 150.000)

DIE MANNSCHAFT
Spitzname: Seleccao das Quinas
EM-Teilnahme:
6.
EM-Erfolge:
Finale 2004, Halbfinale 1984 und 2000
Beste EM-Torschützen:
Nuno Gomes, 6 Tore aus 14 Spielen bei den Endrunden 2000, 2004 und 2008
Cristiano Ronaldo; 6 Tore aus 13 Spielen bei den Endrunden 2004, 2008 und 2012
Bilanz gegen Spanien:
34 Spiele; 6 Siege, 12 Unentscheiden, 16 Niederlagen (39:73-Tore)
Fifa-Rangliste:
Platz 10

DIE DROHUNG
Arbitro, sabemos onde deixaste o teu carro!

VON HAUPTSTADT ZU SPIELSTADT
Lissabon-Donezk: 3872 Kilometer

Foto: EPA/Kochetkow

Bild nicht mehr verfügbar.

SPANIEN

DAS SAGT DIE CIA
505.370 km², also etwas mehr als zweimal Oregon

DIE HYMNE
Entstanden aus dem Grenadiermarsch und aufgezeichnet von Manuel Espinosa hat der königliche Marsch keinen offiziellen Text.
Inoffizieller Text: "Kommt ihr Spanier, folgt dem Ruf!
Gott schütze die Königin, Gott schütze das Land!"

DIE HEIMAT

Einwohner: 47,043 Millionen
Lebenserwartung:
81,27 Jahre
Arbeitslosenrate:
24,3 Prozent
Mobiltelefone:
51,493 Millionen
Auf Facebook:
16,630 Millionen
Größte Tageszeitung:
El Pais (Auflage: 560.000)

DIE MANNSCHAFT
Spitzname: La Furia Roja, La Seleccion
EM-Teilnahme:
9.
EM-Erfolge:
Europameister 1964 und 2008, Finale 1984
Beste EM-Torschützen:
David Villa; 4 Tore aus 4 Spielen bei der Endrunde 2008 und Fernando Torres; 4 Tore aus 11 Spielen bei den Endrunden 2004, 2008 und 2012
Bilanz gegen Portugal:
34 Spiele; 16 Siege, 12 Unentschieden, 6 Niederlagen (73:39-Tore)
Fifa-Rangliste:
Platz 1

DIE DROHUNG
Arbitro, sabemos donde has aparcado tu coche!

VON HAUPTSTADT ZU SPIELSTADT
Madrid-Donezk: 3373 Kilometer

Foto: EPA/Kochetkow

Donezk/Wien - Immer dann, wenn nicht berichtet, sondern nur orakelt werden kann, neigen Schreiber, Schreiberinnen und deren Mägde - die Musen - zur Poesie. Das gehört nicht nur bei den Titelisten der "Bild" zur Job-Description. Auch im Sport liest man gern Neugeschöpftes neben dem sonst so ermüdend Alterschöpften wie Torfolgen, Halbzeitständen oder gar Endresultaten.

Auch die Austria Presse Agentur hat Poeten entsandt, um die Gunst des ereignislosen Augenblicks zur Verdichtung aufs Wahre zu nützen. Cristiano Ronaldos Portugal will und werde, meldete man eiligst von Donzek nach Wien, "das Tiki-takanaccio" durchbrechen - ein Wort von überragender Einsichtigkeit für jeden, der den Spaniern zugesehen hat.

Popküsschen

Der Kollege vom deutschen Sport Informations Dienst konnte - und brauchte - es nicht lassen, gleich den Deutschlandbezug herzustellen. Herzstück des Tiki-takanaccio sei nämlich dieser unvergleichliche "Piquenbauer", der - das muss DER STANDARD jetzt den Popferneren unter den Lesern schon erzählen - mit einer Kolumbianerin namens Shakira liiert ist, die ihrem defensiven Gerard "Piquenbauer" Pique während der EM-Partien fleißig Kusshändchen zuwirft. Shakira singt ansonsten. 2010 tat sie das in Südafrika mit dem WM-Lied "Waka Waka", weshalb wir zwei Jahre später lesen dürfen, was "Piquenbauer" aktuell im Kopf hat: "Tiki-taka statt Waka Waka!" (Mag sein, Herbert Kickl bewirbt sich im Hinblick auf die nächsten FPÖ-Plakatgedichte beim sid um ein Praktikum.)

Barca-Verteidiger Pique, mit dem Vorwurf konfrontiert, er sei ein " Piquenbauer", konterte in raffinierter Bescheidenheit: "Dieser Spitzname ist vielleicht ein wenig zu viel des Guten. Beckenbauer ist einer der besten Spieler der Geschichte. Ich muss noch viel lernen, um sein Level zu erreichen."

Eines hat er jedenfalls schon gelernt: das dem Tiki-taka so nahe Spiel über die Bande. Die gegenüber dem deutschen Kaiser (auf den österreichischen kommen wir dann schon noch) gezeigte Bescheidenheit, dreht er anstandslos auch gegen Portugal. "Es wird kein Duell zwischen Cristiano Ronaldo und Gerard Pique. Wir spielen mit Spanien gegen Portugal, und die bessere Mannschaft wird gewinnen. Nicht der bessere Spieler in einem persönlichen Duell."

Detailentscheid

Ronaldo schlug noch auf dem Donezker Flughafen zurück: "Das Spiel wird in den Details entschieden werden", beharrte er, fast unverholen selbstbezüglich, "und ich hoffe, dass Portugal hier stärker sein wird."

Spaniens Trainer, Vicente del Bosque, bestätigt den Star von Real Madrid in der Selbstwahrnehmung: "Natürlich werden wir speziell ein Auge auf Ronaldo werfen." Der hat immerhin die letzten drei Treffer der Portugiesen erzielt. Del Bosque sagt aber auch: "Wir kennen den Gegner genau." Um dann freilich im Allgemeinen zu relativieren: "Er uns auch. Es gibt keine Geheimnisse."

Selbst Statistiken werden ganz offen debattiert auf der iberischen Halbinsel, wo Maulwürfe und andere Geheimnisverräter offenbar nur wenig gefürchtet sind. Die Hispanier verweisen gern darauf, dass sie die entscheidenden Partien gegen die Lusitanier stets hätten gewinnen können. Insgesamt laufen sie mit einer beeindruckenden Bilanz von 18 nicht verlorenen Pflichtspielen (ein Remis) ins Donezker Stadion.

Die Portugiesen dürfen allerdings zurückätzen: In einem Testspiel im Herbst 2010 hat man den Nachbarn mit 0:4 aus Lissabon sozusagen heimgewatscht. Ein Stachel, der auch noch im Fleisch des "Piquenbauer" sitzt: "Das tut immer noch weh, und wir haben es noch immer im Hinterkopf." Der sich allerdings doch ein wenig beruhigen lässt. Denn: Ronaldo hat damals nicht getroffen. Mehr noch: In seinen 94 Länderspielen traf er noch nie dreimal en suite.

Kaiserlich und königlich

Ach ja, der Kaiser! Ronaldo entstammt Funchal, Hauptstadt der schönen atlantischen Blumeninsel Madeira. Deren berühmtester Tote ist Österreich-Ungarns letzter Kaiser: Karl, aus jenem Haus Habsburg, das mit Spanien einst jenes Reich begründet hatte, in dem die Sonne nicht unterging.

Österreich ist also am Mittwoch in jedem Fall - wenn auch über fünf Ecken - eine Art Sieger. Zumal mit Wilhelm Habsburg-Lothringen - einer aus einer Nebenlinie - in Galizien ein allfällig künftiger König der Ukraine herangewachsen war. Er starb 1948. In einem Kiewer Gefängnis. Als angeblicher Spion. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD 27.6.2012)

Halbfinale I:

Portugal - Spanien

Mittwoch, 20.45 Uhr, Donezk, Donbass-Arena, SR Cüneyt Cakir/TUR

Portugal: 12 Patricio - 21 Pereira, 2 Alves, 3 Pepe, 5 Coentrao - 16 Meireles, 4 Veloso, 8 Moutinho - 17 Nani, 9 Almeida, 7 Ronaldo

Ersatz: 1 Eduardo, 22 Beto - 13 Costa, 14 Rolando, 19 Lopes, 15 Micael, 6 Custodio, 20 Viana, 11 Oliveira, 10 Quaresma, 18 Varela

Es fehlt: 23 Postiga (Muskelzerrung im Oberschenkel)

Spanien: 1 Casillas - 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Ramos, 18 Alba - 16 Busquets, 14 Alonso - 21 Silva, 8 Xavi, 6 Iniesta - 10 Fabregas

Ersatz: 12 Valdes, 23 Reina - 2 Albiol, 5 Juanfran, 4 Martinez, 13 Mata, 20 Cazorla, 22 Navas, 7 Pedro, 9 Torres, 11 Negredo, 19 Llorente