Das Bild vom Pizzaschnitten-PC-Junkie muss weg, meint die Informatikerin Ruth Breu.

Foto: A. Bartl

"Informatiker - die sind doch geklont!" Zu wenig individuelle Entfaltungsmöglichkeiten vermuten Jugendliche in diesem Beruf. Und: "BWL ist viel cooler, da bist auch schneller Chef." Dass Schülerinnen und Schüler solche Vorurteile gegen das Studium der Informatik hegen, ist ebenfalls nur eine Vermutung: von den Machern der Initiative "You can make IT".

Seit einem Monat proben österreichische Universitäten, die dieses Fach anbieten, den IT-Aufklärungsunterricht: über eine Webpräsenz und an Schulen. Der Mangel an IT-Fachkräften ist in Österreich nämlich unübersehbar und vermutlich auch eine Folge von zu stereotypen Bildern vom Informatiker. Ruth Breu, Chefin des Instituts für Informatik an der Uni Innsbruck, hält dennoch fest: "Das ist ein Phänomen im deutschsprachigen Raum - in Frankreich oder in Spanien sieht's viel besser aus."

Das Absurde daran ist für Breu zudem, dass genau jene Generation, die permanent und im Wortsinn übers Smartphone mit Informatik in Berührung kommt, offensichtlich den Kontakt zu diesem Berufsfeld scheut. Dabei seien die Studien- und Betreuungsbedingungen hier eigentlich besonders gut, Jobangebote gäbe es häufig schon während des Studiums.

Netzwerk bis in die Klassen

40 Millionen Euro hat das Wissenschaftsministerium in einem ersten Schritt dafür vorgesehen, die Informatik mit neuen Ansätzen ins Klassenzimmer zu tragen. Wissenschafter kommen nun zu den Schülern oder zeigen ihnen Unternehmen, die die Materie einigermaßen spannend vermitteln sollen. Studenten der Informatik tauschen sich zudem mit Schülern aus - über Blogs oder soziale Netzwerke -, um von ihrem Alltag zu berichten. Tatsächlich verbringen sie ihn recht häufig während einiger Semester im Ausland und nicht wie befürchtet vorm Monitor in abgedunkelten Räumen. Mit spielerischen Ansätzen soll den Schülern vor Augen geführt werden, dass vieles von dem, was sie ohnehin täglich nutzen, von Informatikern gemacht wurde.

Der Informatikerengpass wäre schlagartig gelindert, würde der Frauenanteil in diesem Beruf zulegen. Im vom Wirtschaftsministerium kofinanzierten Laura-Bassi-Zentrum für Quality Engineering, das Breu leitet, liegt er über 30 Prozent. In der gesamten österreichischen IT-Landschaft beträgt er dagegen nur zehn Prozent. Breu dazu: " Monokulturen sind in keinem Berufsfeld gut. Ich denke aber, dass wir momentan auf alle aktiv zugehen müssen - auf Frauen nur ein bisschen mehr." (saum, DER STANDARD, 27.6.2012)