Bild nicht mehr verfügbar.

Doris Schade mit ihrem Schauspielerkollegen Götz George im Jahr 1999.

Foto: APA/dpa/Nestor Bachmann

München - Die Schauspielerin Doris Schade ist tot. Die 88-Jährige starb am Montagabend in München im Kreis ihrer Familie. "Sie ist friedlich eingeschlafen", so ihre Agentin Claudia Spies am Dienstag. Wie nur wenige in ihrem Metier hat sich die "Grande Dame der Münchner Theaterlandschaft" in die vielfältigsten Frauengestalten der verschiedensten Gesellschaftsschichten verwandelt. Seit ihrer ersten Rolle als Desdemona in Shakespeares "Othello" unter der Regie von Fritz Kortner hatte Schade ihr Münchner Kammerspiel-Publikum begeistert. Zugleich stand sie bis vor wenigen Jahren noch für den Liederabend "Denn alle Lust will Ewigkeit" auf der Bühne. Ihre letzte Kinorolle war die der Großmutter in der Mädchenfilmreihe "Die wilden Hühner".

Einen Bühnentriumph feierte Doris Schade etwa mit Kerstin Spechts Stück "Die Rückseite der Rechnungen - Ein Bericht über Marieluise Fleißer" anlässlich des 100. Geburtstages der Ingolstädter Dichterin. Doris Schade, die vor allem in Inszenierungen von Ernst Wendt, Dieter Dorn und Hans Lietzau immer wieder Glanzpunkte setzte, gehörte zu den wenigen Darstellern des "alten" Kammerspiel-Ensembles, die dem Haus unter der neuen Intendanz Frank Baumbauers treugeblieben waren.

Die im thüringischen Frankenhausen geborene Schauspielerin, die die ersten fünf Jahre ihrer Kindheit in Moskau verbrachte und danach in Japan lebte, begann bereits während ihrer Schulzeit mit dem Schauspielstudium am Alten Theater in Leipzig und erlangte Matura und Bühnenreife gleichzeitig. Nach dem Kriegsende unter russischer Besatzung wurde sie erst Mitglied am "Literarischen Kabarett" und debütierte dann an den Städtischen Bühnen Osnabrück als Luise in Schillers "Kabale und Liebe". Es folgten weitere Engagements unter anderem in Bremen, Nürnberg, Frankfurt, Stuttgart, Köln, Düsseldorf und am Burgtheater in Wien.

1972 gastierte Doris Schade erstmals bei den Salzburger Festspielen und ging anschließend für fünf Jahre an das Hamburger Schauspielhaus. Seit 1977 war die Schauspielerin wieder festes Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Daneben wirkte sie auch in verschiedenen Kinofilmen wie in Caroline Links "Jenseits der Stille" oder "Rosenstraße" von Margarethe von Trotta mit. Auch im Fernsehen war sie über die vergangenen Jahrzehnte in einer Vielzahl von Rollen zu sehen, unter anderem in "Der Alte", "Tatort" oder "Polizeiruf 110". Für ihr Lebenswerk wurde sie 2002 mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet. (APA, 26.6.2012)