Endlich rückt meine Abreise näher. Monatelang, in Teilen meines Unterbewusstseins vermutlich jahrelang, war diese Reise nur ein unbestimmter Traum, doch nun wird sie bald Realität. Die im Voraus benötigten Visa sind besorgt, die letzten Auffrischungsimpfungen habe ich bekommen.

Am 4. Juli werde ich nach Kapstadt fliegen und mich von dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis nach Kairo durchschlagen. Ich habe schon mehrere längere Touren in Asien und im Nahen Osten unternommen, doch die Strecke Kapstadt - Kairo war für mich immer der Inbegriff einer Überlandreise.

Da ich mein Geschichtestudium vor einigen Monaten abgeschlossen habe und sich auch mein Geografiestudium langsam, aber sicher dem Ende zuneigt, war für mich klar, dass sich in diesem Sommer vielleicht die letzte gute Gelegenheit bietet, mir diesen langgehegten Traum zu erfüllen, bevor ich mich endgültig in die Arbeitswelt eingliedern werde.

Ich habe vor, zuerst relativ schnell über Namibia und Botswana nach Sambia reisen, von wo aus mich mein Bruder für zwei Wochen bis nach Tansania begleiten wird. Dort beginnt der etwas abenteuerlichere Teil meiner Reise, der mich via Kenia, Äthiopien und Sudan schließlich nach Kairo führen sollte.

Reisen überland haben den Vorteil, dass einem wirklich bewusst wird, welche Distanzen zurückgelegt werden. Zwischen Kapstadt und Kairo liegen mehr als 7.000 Kilometer, mit dem Flugzeug ist diese Strecke in etwa zehn Stunden zu bewältigen, doch überland würde ich dafür selbst ohne Zwischenstopps mehrere Wochen benötigen. 


Öffentilche Verkehrsmittel sind fast so etwas wie ein Garant für eine aufregende Reise.

Kontaktaufanhme im Überlandbus

Reisen mit Bus und Zug bietet meiner Meinung nach zudem die Möglichkeit, das Land - und vor allem seine Bevölkerung - besonders intensiv zu erleben. Dies gilt umso mehr, je einfacher die gewählten Verkehrsmittel sind. Die Fahrt mit einem überfüllten, langsamen Bus für die Einheimischen ist zwar weder komfortabel noch besonders erholsam, doch bietet sich dadurch auch die Möglichkeit, einen etwas authentischeren Einblick in die Lebensrealität der Menschen zu bekommen, natürlich innerhalb der engen Grenzen, die einem als Außenstehendem in einem solchen Fall gesetzt sind.

Meine Vorliebe für diese Art des Reisens passt allerdings auch sehr gut sowohl zu meiner eher bescheiden ausgestatteten Reisekasse als auch zu meinen eher mäßig entwickelten Autofahrerqualitäten, die einer Reise mit dem eigenen Fahrzeug entgegenstehen würden.

Mögliche Schwierigkeiten bei meiner Reise werden vermutlich sein, zum einen halbwegs im Zeitplan zu bleiben und zum anderen trotzdem wie geplant entlegenere Orte zu besuchen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, besonders wenn ich unter Zeitstress bin, dazu neige, nur von einer größeren Stadt zur nächsten zu fahren. Reisen in schwerer zugängliche Gebiete kosten nämlich nicht nur Zeit, sondern oft auch unglaublich viele Nerven. Und besonders unter Zeitdruck neige ich dazu, es mir einfach zu machen, auch wenn ich mich im Nachhinein schon oft darüber geärgert habe.

Aber wer weiß, ich werde es bald wissen. (Peter Knauseder, derStandard.at, 28.6.2012)