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Hard- und Software aus einem Haus bietet einen Vorteil: Keine Interessenskonflikte

Foto: Reuters

In einem Bericht vom Sonntag analysiert die New York Times Microsofts Fehltritte, die am Ende zur Entwicklung seines neuen Tablets "Surface" führten. Demnach soll Microsoft bereits zu der Zeit, als Apple das iPad entwickelte, erfahren haben, dass Apple sehr große Mengen an Aluminium von einer Mine in Australien gekauft hat. Laut einem Insider bei Microsoft war der Software-Riese erstaunt über Apples Vorgehen so tief in die Belieferungskette einzugreifen, um somit Material für das iPad zu sichern. Die Sorge, dass Hersteller von Windows PCs diesen Aufwand nicht aufbringen würden, war groß.

Ein Zusammenspiel von Hard- und Softwareherstellern ist kompliziert

Diese Sorge war laut New York Times der Hauptgrund für Microsofts Entscheidung ein eigenes Tablet herzustellen und damit auch mit seinen größten Windows Kunden zu konkurrieren. Dieselben Kunden, die hohe Lizenzgebühren an Microsoft und Intel zahlen und am Ende am wenigsten bekommen, sodass die Risikobereitschaft der Hardware-Hersteller für Innovationen jeglicher Art limitiert ist. Apple hat bewiesen, dass die Herstellung von Hard- und Software viele Vorteile hat, denn separate Hersteller verfolgen oft nur ihre eigenen Interessen. Ein Zusammenspiel ist kompliziert.

Der erste Versuch von HP und Microsoft

Lou Mazzucchelli, ein ehemaliger Technologie-Analytiker meint gegenüber der New York Times: "Wenn Microsoft nicht bald diesen Schritt gewagt hätte, wäre Apple so weit in Führung, dass es unmöglich wäre sie einzuholen." Als Gerüchte aufkamen, dass Apple möglicherweise ein Tablet vorstellen könnte, haben Microsoft und Hewlett-Packard 2010 ein Tablet kreiert, das als Prototyp auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas im selben Jahr von Steve Ballmer vorgestellt wurde. Als es dann ans Fertigstellen des Gerätes ging, wurde das Gerät immer schlechter. HP hat Insidern zufolge begonnen neue Teile in das Produkt einzubauen, die angeblich energieeffizienter waren. Am Ende war das Gerät dick, wurde zu heiß und Soft- und Hardware spielten nicht richtig zusammen. Und drei Wochen später kam das iPad.

Microsoft war für HP zu langsam

Verhandlungen mit anderen Hardware-Herstellern scheiterten meist am Design oder Preis. HP hat Microsoft vorgeworfen zu wenig zu tun, um eine für Touch-Geräte bessere Windows-Version zu entwickeln. Die Icons waren zu klein, das Keyboard in Windows 7 funktionierte nicht richtig. Und Microsoft steckte seine gesamte Energie in die Entwicklung von Windows 8. HP wollte also mehr Kontrolle über die Software und kaufte im Jahr 2010 Palm, das bisher WebOS herstellte. Doch die Geräte mit WebOS verkauften sich schlecht, WebOS wurde als Open Source Software veröffentlicht und Geräteherstellung für die Plattform wurde eingestellt. Für Microsoft war es an der Zeit etwas zu tun.

Magnesium statt Aluminium

Diese Entwicklung hat Microsoft dazu veranlasst, eigene Geräte herzustellen. Damals war aber noch nicht klar, ob Microsoft das Tablet selbst verkaufen wird oder es an Hardware-Hersteller lizensieren könnte. Und so hat in Anbetracht Apples Aluminium-Ankäufen Microsoft begonnen Magnesium zu kaufen, das momentan in „Surface" eingesetzt wird. (iw, derStandard.at, 25.6.2012)