Bangkok/Sydney - In Papua-Neuguinea haben am Samstag Parlamentswahlen begonnen. Der Auftakt verlief ohne Zwischenfälle, sagte der Sprecher der Wahlkommission, Alphonse Muapi, dem australischen Fernsehsender SBS. Bei früheren Wahlgängen waren rivalisierende Anhänger vor Wahllokalen übereinander hergefallen.

Die Ausgangslage in dem bitterarmen Land zwischen Indonesien und Australien ist chaotisch: zwei rivalisierende Politiker nennen sich Premierminister, beide treten an, um sich ein neues Mandat zu holen. Weil viele Dörfer weit abgelegen und nur in mehrtägigen Fußmärschen oder Kanufahrten zu erreichen sind, dauert der Wahlgang zwei Wochen. Das Ergebnis dürfte frühestens am 27. Juli bekanntgegeben werden. In dem Land mit rund 6,5 Millionen Einwohnern sind 4,6 Millionen Wähler registriert.

Hauptwidersacher sind Altpolitiker Sir Michael Somare (76), der die Politik des Landes seit der Unabhängigkeit von Australien 1975 über lange Strecken dominiert hat, und dessen einstiger Finanzminister Peter O'Neill (47). Somare war in den 70er und 80er Jahren und wieder seit 2007 Regierungschef.

Somare lag im Koma

Im vergangenen Jahr war er schwer krank monatelang in Singapur. Als er im Koma lag, kündigte sein Sohn seinen Rücktritt an. Abgeordnete setzten Somare wegen seiner langen Abwesenheit schließlich ab und wählten den inzwischen zur Opposition übergelaufenen Peter O'Neill zum Premierminister. Doch dann erholte sich Somare wider Erwarten und verlangte sein Amt zurück.

Das oberste Gericht nannte Somares Absetzung illegal, doch weigerte sich O'Neill, zu weichen. Die Wahlen sollen wieder klare Verhältnisse schaffen. Es treten 46 Parteien mit mehr als 3000 Kandidaten für die 111 Sitze an. Im anschließenden Koalitionsgerangel erwarten Beobachter einen Showdown zwischen Somares und O'Neills Anhängern.

Die jüngere Geschichte des Pazifikstaats ist von Instabilität, Korruption und Gewalt geprägt. Erst im Jänner war ein Umsturzversuch einer Gruppe von Militärs gescheitert. Die nunmehrige Wahl wird von einem hohen Aufgebot an Sicherheitskräften begleitet, nachdem es zuvor in den Bergregionen des Landes vereinzelte Auseinandersetzungen und Festnahmen gegeben hatte.

Papua-Neuguinea ist reich an natürlichen Ressourcen und soll mit einem milliardenschweren Gasprojekt mit dem US-Konzern ExxonMobil künftig nicht mehr auf Hilfen von außen angewiesen sein. Das Projekt soll 2014 fertiggestellt werden und das Bruttoinlandsprodukt Papua-Neuguineas verdoppeln. (APA, 23.6.2012)