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Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly (im Bild bei einer Sitzung des Korruptions-U-Ausschusses) soll vom Medizintechnik-Konzern Dräger insgesamt 275.591 Euro bekommen haben.

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Mensdorff-Pouillys Frau Maria Rauch-Kallat bei der Präsentation von Grippeschutzmasken bei einer Pressekonferenz im Jahr 2006.

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Wien - Der Waffenlobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly soll 2006 auf der Payroll des deutschen Grippemasken-Hersteller Dräger gestanden sein. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Mensdorffs Wiener MPA Handelsgesellschaft soll von dem Medizintechnik-Konzern für "Marktstudien" insgesamt 275.591 Euro bekommen haben. Zur gleichen Zeit erhielt das Unternehmen vom Gesundheitsministerium den Auftrag zur Lieferung von Millionen Grippemasken. Ressortchefin war damals Mensdorffs Ehefrau Maria Rauch-Kallat. Sein Anwalt Harald Schuster wies die Vorwürfe zurück.

Die Pandemie-Schutzmasken waren zum Schutz vor der damals grassierenden Vogelgrippe vorgesehen. Das deutsche Unternehmen war zwar in einer öffentlichen Ausschreibung der Bundesbeschaffungsagentur wegen überhöhter Preise durchgefallen, kam aber schließlich doch zum Zug. Zwischen März und Dezember 2006 langten für angebliche "Marktstudien" 275.591 Euro auf dem Konto von Mensdorffs MPA Handelsgesellschaft ein.

"Haben Privates und Berufliches streng getrennt"

Rauch-Kallat stellt einen Zusammenhang mit dem Lieferauftrag für die Grippemasken gegenüber "profil" in Abrede: "Es gibt hier mit Sicherheit keinen Zusammenhang. Ich habe mich in diese Auftragsvergabe nicht eingemischt. Mein Mann und ich haben Privates und Berufliches immer streng getrennt." Auch eine Sprecherin von Dräger hielt fest: "Die MPA Handelsgesellschaft hat Dräger Austria bei der Erschließung des südosteuropäischen Markts unterstützt (beispielsweise mit Marktstudien) und erhielt vertraglich geregelte, aufwandsabhängige Zahlungen." Mensdorffs Anwalt Schuster erklärte: "Die Vorwürfe weise ich zurück."

Die schließlich neun Millionen Schutzmasken kamen aufgrund von Lieferengpässen erst im Herbst 2006 in den Handel - und entwickelten sich nach Abklingen der Hysterie zu Ladenhütern. Laut dem Magazin wurde bis Ende 2007 nur rund knapp eine Million verkauft. Das Gesundheitsministerium musste 7,7 Millionen Masken zu einem Stückpreis von 55 Cent einlagern. Der Kaufpreis habe sich insgesamt auf 4,2 Millionen Euro belaufen. Die Masken seien später an die Bundesländer weitergereicht und ein Kontingent von 460.000 Stück der Ukraine geschenkt worden.

"Haltlose Unterstellung"

Mensdorff-Pouilly hat die Vorwürfe rund um den Ankauf von Grippeschutz-Masken als "haltlose Unterstellung" zurückgewiesen. Dass man jetzt versuche, seine Frau, die damalige Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) in die Sache hineinzuziehen, sei "eine Sauerei". "Meine Zusammenarbeit mit der Firma Dräger hat schon in den 90er Jahren begonnen, lange bevor meine Frau Gesundheitsministerin wurde", empörte sich Mensdorff in einem Interview mit der Tageszeitung "Österreich" (Sonntagausgabe).

Das Honorar von Dräger habe er ausschließlich für Projekte in Osteuropa erhalten, betonte Mensdorff. "Die Leistungen sind genau dokumentiert. Mit Geschäften von Dräger in Österreich hatte ich nie etwas zu tun."

Der Strafantrag der Staatsanwaltschaft habe ihn überrascht. Er habe nach fünf Jahren mit einer Erledigung gerechnet. Mensdorff: "Ein für allemal, ich habe niemanden bestochen". Gegen Motorola-Anwalt Marcus Asner habe er eine Strafanzeige wegen Verleumdung eingebracht. Und im parlamentarischen Untersuchungsausschuss, vor den er kommenden Dienstag geladen ist, will sich Mensdorff-Pouilly der Aussage entschlagen. "Es gab keinen Cent Schmiergeld. Dieses Sauwort hat nur der Herr Pilz gegen mich aufgebracht." (APA, 23.6.2012)