Wolfgang Urban, Direktor des Nationalparks Hohe Tauern.

Foto: Nationalpark Hohe Tauern

Martin Hartmann ist ein Ranger-"Urgestein". Der Fachbereichsleiter im Nationalpark Gesäuse wünscht sich mehr fix angestellte Nationalpark Ranger in Österreich. Das Problem sind wie so oft  Budgetkürzungen.

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Wer gerne mit Kindern arbeitet und Wissensvermittlung mit einem Abenteuer-Erlebnis kombinieren kann, erfüllt wichtige Job-Kriterie eines Nationalpark Rangers.

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Nicht nur Schifahren, sondern zunehmend auch Schneeschuhwanderungen zeichnen sich als Wintererlebnis-Trend in heimischen Nationalparks ab.

Foto: Nationalpark Gesäuse

"Arbeiten im Paradies", wie der ORF in einer Sendung den Beruf des Nationalpark-Rangers in den Hohen Tauern porträtierte, sei überzogen, sagt Wolfgang Urban, Direktor des Nationalparks Hohe Tauern in Salzburg. "Es ist Schwachsinn, den Leuten so etwas vorzugaukeln, da es eine Arbeit wie jede andere ist. Die Bewerber sind meist g'standene Leute aus der Region, das ist mir lieber als grünaffine Idealisten."

Einheitliches Zertifikat seit 2010

Erst seit 2010 wird ein einheitliches österreichweites Zertifikat zur Ausbildung von Nationalpark Rangern verliehen, das von Martin Hartmann, Fachbereichsleiter für Natur und Umweltbildung im Nationalpark Gesäuse maßgeblich mitentwickelt wurde. Der Zertifikatslehrgang dauert 42 Tage, wird je nach zeitlicher Planung des Nationalparks in eineinhalb Jahren absolviert und besteht aus drei Modulen.

Diese Grundausbildung beinhaltet einen 17-tägigen allgemeinen Nationalpark-übergreifenden Kurs, in dem die Grundvoraussetzungen sowie Schutzkriterien und Schützgüter gelehrt werden. Danach folgt das zweite Lehrmodul, das auf die sechs österreichischen Nationalparks zugeschnitten ist. In diesen 15 Tagen lernen die Nationalpark Ranger in spe zoologische, botanische und geologische Eigenheiten der jeweiligen Region.

Rarität Fixanstellung

Nach dem zehntägigen Praxismodul in einem Nationalpark erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat für den absolvierten Lehrgang. Wer vom Nationalpark Hohe Tauern ausgebildet wird, muss mit einer Dauer von drei Jahren rechnen, in welcher auch Zusatzqualifikationen wie Bergführerausbildung vorgesehen sind. Dafür winkt bei Abschluss eine Fixanstellung.

"Die Ausbildung garantiert prinzipiell aber noch keine Anstellung", betont Urban, der in der Region des Nationalparks Hohe Tauern ein Ranger-Stammpersonal hat. "Der Nationalpark Hohe Tauern ist der einzige Nationalpark, die Ganzjahres-Ranger beschäftigen", stellt Martin Hartmann fest, der einige Jahre im Nationalpark Donauauen als Ranger tätig war. Durch die Nähe zu Ballungszentren würden sich dort eher Studierende der Naturwissenschaften wie der BOKU Wien zu Rangern ausbilden lassen.

Dabei herrscht eine hohe Fluktuation und die Parks können auf einen großen Pool an Leuten zurückgreifen, die als Freelancer und auf Werkvertragsbasis zu Einsätzen kommen. "Das Problem ist, dass man in der Schulsaison mehr verdient, wir bräuchten mehr Ranger, die unbeschränkt Zeit haben", so Hartmann.

Ausbildungskosten 600 Euro

Etwa eine Initiativbewerbung pro Monat bekommt Urban für den Nationalpark Hohe Tauern, auf eine ausgeschriebene Stelle melden sich im Durchschnitt zehn bis 15 Personen, die sich innerhalb von drei Jahren zum Nationalpark Ranger ausbilden lassen können. Die Ausbildungskosten - von etwa 600 Euro allein für den Zertifikatslehrgang - trage in dem Fall der Nationalpark.

Die Studenten, die an einer freien Saisonarbeit interessiert sind, müssen dafür meist selbst in die Tasche greifen. "Das liegt daran, dass die Hohen Tauern als einziger österreichischer Nationalpark Landessache sind und die Ranger beim Land angestellt sind", sagt Hartmann, dessen langfristiges Ziel es ist, den Ranger als fixes Berufsbild zu etablieren. Budgetkürzungen, die der Naturschutz-Sektor in Zeiten wie diesen deutlich spüre, machen diesen Bemühungen allerdings einen Strich durch die Rechnung.

Handwerk vor Diplom

Konkrete Vorkenntnisse oder Voraussetzungen für den Ranger-Job gäbe es bis auf körperliche Fitness und eine gewisse Gebirgstauglichkeit kaum. "Es ist natürlich wichtig, dass man gerne mit Kindern arbeitet, da die erlebnispädagogischen Führungen mit Schulklassen einen Großteil der Tätigkeit ausmachen. Was nützt mir ein perfekter Vogelkundler, wenn er introvertiert ist und sich vor Kindern fürchtet?", sagt Direktor Urban.

Auch für Akademiker stünden die Chancen schlechter als für Bewerber, die ein Handwerk wie Tischler gelernt haben - zumindest im Nationalpark Hohe Tauern.

Arbeitsplatzattraktivität

Der Beruf des Nationalpark Rangers ist stark saisonabhängig, da zahlreiche Projekte und Programme im Sommer stattfinden. Viele Freelancer seien laut Urban in der Winterzeit auf einen zweiten Job angewiesen. "Wir möchten aber Ganzjahres-Beschäftigungen forcieren, was uns in den letzten Jahren auch schon gelungen ist: Im Jahr 2005 gab es im Nationalpark Hohe Tauern zwei Ganzjahres-Ranger und 15 Halbjahres-Beschäftigte. 2012 hat sich das Verhältnis auf 14:6 umgedreht und wir haben es dadurch geschafft, die Arbeitsplatzattraktivität zu steigern", zeigt sich Wolfgang Urban optimistisch. 

Wie viel genau ein Nationalpark Ranger in Österreich verdient, ließe sich laut Urban und Hartmann nicht festmachen. Für eine dreistündige Halbtagsführung gibt es 100 Euro, für einen ganzen - etwa achtstündigen - Tag mit Individualgruppen oder Schulklassen bekommen Ranger 155 Euro. Je nach Nationalpark variieren die Honorare. Nachtwanderungen sind lukrativer.

Ein scheinbar boomendes Wintererlebnis momentan seien Schneeschuhwanderungen, die von Schulklassen, Touristen und Familien gleichermaßen gerne genutzt werden. Hier arbeiten Tourismusverbände eng mit den Nationalparks zusammen.

Kombination aus Wissensvermittlung und Erlebnis

Nur abseits der Hochsaison, die auf die Monate von Mai bis Juli fällt und in der vordergründig die Schulbetreuung auf der Agenda steht, haben Ranger Zeit für Zusatzausbildungen. Pro Jahr wird der Nationalpark Hohe Tauern von etwa 35.000 Schüler und Schülerinnen aus allen Schulen österreichweit besucht. "Bei Schulende ändert sich der Fokus schlagartig auf den Urlaubsgast", erzählt Urban.

Einen auffälligen Überschuss an Männern oder Frauen gebe es im Berufsbild des Nationalpark Rangers nicht. Aus den Rückmeldungen der Schulen habe man allerdings beobachtet, dass Kinder aus urbanen Regionen eher auf männliche Ranger ansprechen. Bei den Projekten mit Schulklassen werde Wissensvermittlung mit Erlebnis kombiniert, während das Abenteuer stark im Vordergrund ist. "Da viele Kinder im Alltag von der alleinerziehenden Mutter, der Kindergärtnerin oder Volksschullehrerin umgeben sind, vermitteln Männer offenbar mehr den Eindruck eines Abenteuers", sagt Urban.

"Nationalparkführer"

Der Beruf des Nationalpark Rangers, zu dem laut Hartmann durchaus eine Portion Idealismus dazugehört, und wo Direktor Urban zufolge ein "ziemlich schlechter Arbeitsmarkt" herrscht, hat in der Vergangenheit diverse Kunstbegriffe in Österreich zutage gefördert. "Es gab Debatten zur Bezeichnung 'Ranger' oder einer deutschen Variante, des 'Nationalparkführers'. Man hat sich dann doch für den weltweit gebräuchlichen Namen geeinigt, da 'National' und 'Führer' in einem Wort dann doch zu ungeschickt gewesen wären", erzählt Martin Hartmann. (Eva Zelechowski, derStandard.at, 28.6.2012)