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Das erlösende 1:0.

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Warschau - Cristiano Ronaldo schickte Handibussi ins Publikum, er hatte die Gratulanten gerade abgeschüttelt. Mit einem wunderbaren Flugkopfball in der 79. Minute hat er das erste Viertelfinale entschieden. Zugunsten von Portugal beziehungsweise zu Ungunsten von Tschechien. Es war so nebenbei ein völlig verdienter Erfolg.

Portugal hatte auf dem Weg zum angestrebten EM-Titel das erwartete Geduldsspiel gegen Außenseiter Tschechien zu bestreiten. Die Portugiesen waren von Beginn an bestimmend, die Tschechen verteidigten aber durchaus passabel. Offensiv existierten sie nicht. Ronaldo setzte die Akzente, mit dem zunächst unbelohnten Höhepunkt ließ er sich bis zur 45. Minute Zeit. Da drehte er sich elegant um die eigene Achse, die Schussbahn war somit frei, der Ball landete an der Stange. Es war bereits sein dritter Pfostenschuss im Laufe des Turniers. Gegen die Niederlande hat er allerdings zweimal genetzt.

Keine Momente ohne Rosicky

Die Tschechen musste auf den an der Achillessehne verletzten Tomas Rosicky verzichten, er fehlte bereits im letzten Gruppenspiel gegen Polen. Portugal und England haben im Gegensatz zu den anderen Viertelfinalisten den EM-Titel noch nie gewonnen und Ronaldo war erkennbar elektrisiert von der Chance, dies zu ändern.

Wie sehr der Kapitän unter Strom stand, wurde schon in der 7. Minute deutlich, als er nach einem schlampig gespielten Pass ins Aus erregt wie Rumpelstilzchen in die Luft sprang. Das Publikum in Nationalstadion von Warschau unterhielt sich in erster Linie selbst. Unter dem geschlossenen Cabrio-Dach, das die Zuschauer vor Gewittern über der polnischen Hauptstadt schützen sollte, schwappte schon nach gut zehn Minuten La Ola über die Ränge, und den Gesängen und Sprechchören nach zu urteilen, schien auf dem schon ziemlich ramponierten Rasen tatsächlich Polen zu spielen. Ronaldo wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, das lag daran, dass sehr viele Tschechen und Tschechinnen da waren.

Stangen und Cech

Einen Fallrückzieher im Strafraum setzte Ronaldo neben das Tor (33.), ebenso einen Freistoß aus 25 Metern (35.) - immerhin gab es für den ersten Versuch Applaus für den künstlerischen Gesamteindruck. In der 49. Minute traf Ronaldo zur Abwechslung per Freistoß die Außenstange, Goalie Petr Cech hätte den Ball aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gehalten.

Der für den verletzten Helder Postiga eingewechselte Hugo Almeida erzielte per Kopf ein Abseitstor, aber das zählte natürlich nicht. Nach einer Stunde versuchten die Tschechen zu kontern, es blieb beim Versuch. Die Portugiesen dominierten weiter, sie kombinierten gefällig, der starke Nani schoss wirklich nur ganz knapp drüber (74.).

In Fahrt

Und da eine Fußballeuropameisterschaft mitunter gerecht sein kann, hat Portugal doch noch gewonnen. Die Gerechtigkeit wurde gesteigert, denn Ronaldo war der Schütze. Und es war ein wunderschöner Treffer. Eine präzise Flanke von Joao Moutinho hechtete er per Kopf spektakulär ins Netz (79.). Der prinzipiell großartige Cech war chancenlos. Der Ball hat die Stange übrigens nicht berührt. Die vorläufige Bilanz von Ronaldo lautet: Drei Tore und viermal Stange, beides ist noch ausbaufähig. Die Tschechen treten die Heimreise an, sie müssen gar nicht traurig sein, denn das Scheitern hatte überhaupt nichts mit Pech zu tun.

Portugal ist somit der erste Halbfinalist, am 27. Juni geht es in der Ukraine, und zwar in Donezk, gegen Titelverteidiger Spanien oder Frankreich um den Einzug ins Finale am 1. Juli in Kiew. Der Gegner wird am Samstag ermittelt. Ronaldo freut sich schon sehr sehr darauf. (red, DER STANDARD, 21.06.2012)

Tschechien - Portugal 0:1 (0:0). Warschau, Nationalstadion, 55.590, SR Howard Webb (ENG).

Tor: 0:1 (79.) Ronaldo

Tschechien: Cech - Gebre Selassie, Sivok, Kadlec, Limbersky - Hübschman (86. Pekhart), Plasil - Jiracek, Darida (61. Rezek), Pilar - Baros

Portugal: Patricio - Pereira, Alves, Pepe, Coentrao - Meireles (88. Rolando), Veloso, Moutinho - Nani (84. Custodio), Postiga (40. Almeida), Ronaldo

Gelbe Karten: Limbersky bzw. Nani, Veloso