Calamari Fritti mit Chilimayonnaise vom Thai-Hansl.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Lümmelmöbel sind aus Teak und aus Rattan und natürlich mit dicken Pölstern bestückt. Die Beleuchtung changiert zwischen Zuckerlrosa und Buberlblau. In Sachen Deko wird massiv auf rosa Orchideen gesetzt.

Das Pièce de Résistance aber ist ein acht Meter langer Tisch, dessen Platte (Stärke: gut 25 cm) aus dem Stamm eines Mammutbaums geschnitten wurde und für sich allein zweieinhalb Tonnen wiegt. Architektonisch erinnert das neue "Klee am Hanslteich" an die gute alte Mole West am Neusiedler See, bei der Einrichtung wurden aber deutliche Anleihen an den Pool-Lounges südostasiatischer Strandhotels genommen.

Gelsen und Weißbrotjunkies

Auch sonst ist das zuletzt doch sehr verlotterte Wirtshaus am Wienerwald-Teich nach der Übernahme durch die Enkelin eines Immobiliengroßinvestors nicht wiederzuerkennen. Okay, der Geruch des trüben Weihers ist unverändert modrig, die Frösche quaken wie eh und je, das Gesurre der Gelsen verdunkelt zuverlässig den Himmel, und auch die Mitglieder der Entenfamilie sind immer noch dieselben Weißbrotjunkies.

Aber das Publikum rekrutiert sich plötzlich kaum noch aus Spaziergehern und den Mitgliedern der nebenan gelegenen Kleingartenanlage. Das merkt man schon am Parkplatz, wo fast nur Nobelcoupés, Stadtgeländewagen und Oberklasselimos herumstehen. Im Lokal dann ein Publikum, das zwar altersmäßig einen erstaunlich breiten Bevölkerungsquerschnitt abbildet, in Sachen Einkommen aber dem oberen Fünfzehntel zuzuordnen ist und sich beim Stil an dem orientiert, was mutmaßlich am Wörthersee als schick gilt: hui!

Handwerklich mit Pfiff

Auch bei Service- und Küchenmannschaft wurde nicht gespart: Restaurantleiter Manfred Helnwein kennt viele seiner neuen Gäste bereits aus dem Fabios, Küchenchef Alexander Pochlatko war die letzten Jahre im überaus beliebten Woracziczky in Wien-Margareten zugange und zeigt auch hier seine Qualitäten: Stets mehrheitsfähige, handwerklich gut gemachte, unaufgeregte Gerichte, aber durchaus mit Pfiff.

Calamari fritti mit Chilimayonnaise und Kräutersalat gelingen tadellos knusprig und leicht, die Kräuter sorgen für Frische. Ziegenfrischkäse gerät leider gar topfig und kommt so kalt zu Tisch, dass es einem die Zahnnerven zieht, dafür sind die dazu servierten Roten Rüben schwungvoll mariniert. Linguine mit Sommertrüffeln und ordentlich Oberssauce zu servieren zeugt von Mut zur Vorgestrigkeit - aber immerhin ist die Pasta tadellos bissfest gegart und die Sauce derart heftig aromatisiert, dass die Autan- und No-bite-Schwaden vom Nebentisch für die Dauer des Essens zuverlässig übertönt werden. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 22.06.2012)