Am schönsten ist es, wenn sich Parteifreunde gegenseitig einen inkompetenten Wichtigtuer oder einen verwöhnten alten Deppen heißen. Besonders, wenn das in der ÖVP stattfindet, wo die Selbstdisziplin fehlt, die in der SPÖ noch in den Anfängen der Arbeiterbewegung verinnerlicht wurde ("Genossen, dem Klassenfeind kein Bild des Haders bieten!").

Schwarze Debatte

In der ÖVP ist das wie gesagt anders. Auch inhaltlich. Während man in der SPÖ eisern am immer schwerer zu finanzierenden Pensionssystem festhält, gibt es in der Volkspartei so etwas wie eine Debatte. Der steirische ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer schlug vor, das gesetzliche Pensionsantrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen. Das läuft auf eine Pensionskürzung hinaus, weil die große Mehrzahl nicht so lange arbeiten will und deshalb ein früheres reales Antrittsalter mit Abschlägen bezahlen müsste (außer man führt den jetzigen "Hackler"- und "Invaliden" -Pensionswahnsinn fort).

Mehr hat Schützenhöfer nicht gebraucht. Andreas Khol, jetzt Chef des schwarzen Pensionistenverbandes, bezeichnete ihn als "das Salzamt", das hier nichts zu melden habe. Daraufhin konterten die wilden steirischen VPler: Khol sei die "Speerspitze des geriatrischen Populismus" und verteidige nur die, die schon hohe Pensionen hätten. Andere fügten hinzu, Österreich sei Frühpensionsweltmeister. So ist es. Und wenn endlich darüber Tacheles geredet wird, ist das nur gut.
 (Hans Rauscher, DER STANDRAD, 22.6.2012)