Bukarest - Der TV-Magnat Sorin Ovidiu Vantu, einer der reichsten Großunternehmer Rumäniens, ist am Donnerstag vom Berufungsgerichtshof in der Hauptstadt Bukarest wegen Erpressung zu einem Jahr Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Das Urteil ist rechtskräftig. Vantus Komplize, Ion Cezar, erhielt eine Haftstrafe von fünf Monaten.

Nachdem er wegen finanzieller Schwierigkeiten den Nachrichtensender "Realitatea TV" verkaufen musste, ließ Vantu dessen neuen Manager, Sebastian Ghita, erpressen und einschüchtern, bis hin zu Morddrohungen. Medien zitieren beispielsweise Vantus Aussage, dass er Ghita "die maximale Lektion" erteilen werde. "Du Bursche, bei mir ist ein Begräbnis kein verbotenes Territorium... es ist Teil des Arbeitsarsenals, wenn ich verärgert bin oder ein großes Interesse zu verteidigen habe. Ich mache damit keinen Spaß", soll Vantu gesagt haben.

Der TV-Manager hat zahlreiche derartige Gespräche insgeheim aufgenommen und der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. Als "Vertreter" Vantus hat Cezar, dessen Spitzname Medienberichten zufolge "Nelu der Legionär" lautet, Ghita täglich verfolgt, um seinem Arbeitgeber berichten zu können, ob Ghita sich seinen Bedingungen füge.

Vantu drohte Ghita, den Fünf-Millionen-Euro-Finanzierungs- und Beratungsvertrag zwischen Realitatea TV und Ghitas Firma Asesoft einseitig aufzukündigen. Um dies zu unterlassen, verlangte er von Ghita ein Schutzgeld von monatlich 150.000 Euro, wobei dieser ihm tatsächlich eine erste Monatsrate übermittelte. Im Falle einer Vertragsaufkündigung hätte Ghita die gesamte Investitionssumme eingebüßt. Vantu versuchte außerdem, durchzusetzen, dass ein Programmdirektor von Realitatea TV ausgetauscht werde, um so weiterhin auf die journalistischen Inhalte des Senders Einfluss zu nehmen.

Seit den 90er Jahren war es Vantu immer wieder gelungen, der Justiz zu entgehen. Am bekanntesten ist der Fall des Pyramidenspiels "Nationaler Investitionsfonds" (FNI), bei dem er 400.000 Menschen betrogen haben soll, aber nie verurteilt werden konnte. Wie einflussreich Vantu auch in der rumänischen Politik ist, geht aus der Tatsache hervor, dass den Sozialdemokraten Mircea Geoana (PSD) im Jahr 2008 seine Verwicklungen mit Vantu die Wahl zum Staatschef gekostet haben mögen.

Beobachtern zufolge verlor Geoana die Präsidentschaftswahl, weil sein Gegenkandidat, der derzeitige Präsident Traian Basescu, bei der letzten öffentlichen Debatte im Fernsehen enthüllte, dass Geoana Vantu einen nächtlichen Besuch im Zusammenhang mit dem FNI-Gerichtsverfahren abgestattet hatte. (APA, 21.6.2012)