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Das lernt man schon in der Unterstufe: a²+b²=c². Was die Schüler mit der Verschiebung der Zentralmatura lernen, sei ein "Paradebeispiel für politischen Zickzackkurs", fürchten Experten

Foto: DPA/ Julian Stratenschulte

Wien - Was für die einen ein "Paradebeispiel eines politischen Zickzackkurses" ist, ist für die anderen die aufgrund von Umstellungsproblemen längst notwendige Vollbremsung des politischen Reformeifers. Richtig, es geht um die Zentralmatura. Und um die Genese ihrer Verschiebung.

Stand Mittwoch, 30. Mai: Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) gibt anlässlich der Verordnung zur Zentralmatura die Devise aus, dass man für eine bessere Akzeptanz bei Schülern, Eltern und Lehrern "sicherlich noch zulegen" müsse. Es folgt eine Konferenz mit den neun Landesschulratspräsidenten im oberösterreichischen Bad Leonfelden. Und auch dort lautet der Tenor: "Die Landesschulratspräsidenten sagen, es gibt kein Problem." So fasste es Schmied wenige Tage später beim Schulpartnergipfel im Bildungsministerium zusammen (das Sitzungsprotokoll liegt dem STANDARD vor). Übers Wochenende war dann alles anders.

Irritationen

Stand Montag, 4. Juni: Im Blauen Salon im Bildungsministerium gibt Schmied gemeinsam mit den Bildungssprechern Werner Amon (ÖVP) und Elmar Mayer (SPÖ) die Verschiebung der Zentralmatura um ein Jahr bekannt. Zwar können jene Schulen, die wollen, mittels Zweidrittelmehrheit im Schul gemeinschaftsausschuss bereits zum ursprünglich geplanten Termin (2014 für AHS, 2015 für BHS) starten. Die Irritationen über den wochenendlichen Meinungswandel können mit dieser Klausel aber nicht ausgeräumt werden.

Zum Beispiel jene von Gerhard Resch (SPÖ). Der burgenländische Landesschulratspräsident sagt zum STANDARD: "Ich habe mich gewundert, dass wir uns in Oberösterreich alle einig waren, dass wir das Ganze durchziehen, und am Montag entscheidet die Ministerin dann anders." Er ortet "großen Druck von der AHS-Standesvertretung" - zulasten der Schüler. Denn für die, die sich bereits auf die Zen tralmatura eingestellt hätten, sei der "typisch österreichische Weg", auf Partikularinteressen Rücksicht zu nehmen, "nicht erfreulich".

Falsch informiert

Ähnlich sieht das Franz Pressler, der Direktor des Grazer BRG Körösistraße, der gleichzeitig Sprecher der steirischen AHS-Direktoren ist. Pressler: "Wir haben die Schüler zwei Jahre lang nicht richtig informiert." Die hätten sich "auf ganz andere Bedingungen vorbereitet, was etwa bei der Wahl der Wahlpflichtfächer problematisch werde. Pressler: "Wir haben Rechtsbruch begangen und sie auf Spielregeln vorbereitet, die so nicht auf sie zukommen." Erschwerend für ihn: "Wenn wir unseren Schülern politische Bildung beibringen wollen, ist das ein Paradebeispiel für einen politischen Zickzackkurs und Rechtsunsicherheit."

Ähnlich scharf fällt die Kritik des grünen Bildungssprechers Harald Walser aus: "Die Verschiebung der Zentralmatura ist ein ministerieller Hüftschuss, der mehr Probleme schafft, als löst." Walser beklagt ein "Management by Chaos". (Karin Riss, DER STANDARD, 22.6.2012)