Oben auf der Abdeckung des Kühlerlüfters ist ein kleiner Aufkleber, der Bände spricht. Darauf abgebildet ist eine durchgestrichene Krawatte. Darauf kann man nicht anders reagieren, als den Mercedes-Benz SLS AMG Roadster mit Anzug zu betreten. Obwohl ein schlichter Rennoverall auch zum 571 PS starken Roadster passt.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Er ist wahnsinnig elegant, der offene Sportwagen mit dem Stern, auch wenn die Flügeltüren einem Fetzendach weichen mussten.

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Am besten nimmt man wohl ein rotes Stoffverdeck, wie Mercedes es nennt, denn schwarze oder beige Krawatten schauen doch irgendwie komisch aus.

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Der Innenraum ist aufgeräumt, jede Naht sitzt auf den Zehntelmillimeter genau, und die Instrumententafel erinnert an das Profil eines Flugzeugflügels.

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Auf der anderen Seite ist er ein purer Sportler. Das zeigt schon die lange Motorhaube an - aber designen kann man viel. Nur wenn man ihn fährt, spürt man, welches Potenzial in ihm steckt.

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In 3,8 Sekunden passiert er die 100-km/h-Grenze, 7,5 Sekunden später fällt auch die der 200 km/h. Nicht einmal drei Kilogramm muss jede Pferdestärke beschleunigen. Aber uns interessiert weniger, wie schnell man auf einer Landebahn hin und her fahren kann. Denn das macht ja nur begrenzt Spaß.

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Zwar auch nicht viel sinnvoller und mit wenig Alltagsnutzen verbunden ist die Berghatz. Doch ein echter Steinsteirer ist mit Hügeln, Bergen und den Kurven wie Kehren, die auf deren Gipfel führen, vertraut, selbst wenn er im schwarzen statt im steirischen Anzug steckt.

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Jetzt kann man sagen, der SLS AMG Roadster ist eher was für die Rundstrecke als für die Bergstraße - aber Irrtum. Selbst damit wird er fertig.

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Verblüffend ist die Präzision, mit der dieser Stern einlenkt. Das Fahrwerk erzählt direkt von jedem einzelnen Kieselstein. Gibt man in der Kurve Gas dazu, reagiert der SLS AMG nicht mit einem hektischen Heck, sondern zieht dank der mechanischen Lamellen-Differenzialsperre entweder einen sauberen Slide oder spektakulären Drift durch. Danach fängt er sich sanft oder lässt sich elegant in die nächste Kurve umsetzen.

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Streiten sinnlos

Das Ganze wird unterstrichen von einem kräftigen V8-Orchester, das mit einer ganzen Batterie von Bläsern aufwartet. Dabei nervt der Klang nicht und schützt im Bedarfsfall sogar vor Beziehungsstreitigkeiten. Wenn der Motor auf Last hängt, verebbt jeder Zwist.

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Zum einen hört man seinen Partner nicht mehr, und das Agitieren mit den Armen endet in einer Handklammer am Türgriff.

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Doch wer streitet schon, wenn der Typ hinter dem Lenkrad aussieht wie ein James-Bond-Verschnitt und dabei fährt wie ein angehnder Lehrling von McRae, Röhrl oder Gunzinam.

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Selbst das richtige Bremsen fällt mit diesem Auto leicht. Die Zangen packen kräftig zu, verlangen dafür aber einen entsprechenden Druck am Bremspedal.

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Wer beherzt auf das linke Pedal steigt - das Kupplungspedal entfällt wegen der 7-Gang-Automatik -, trägt die Krawatte im rechten Winkel zum Hals. Eine Krawattennadel wäre also angebracht - auch für den Fall, dass man einmal einen Blick unter die Haube wirft. (Guido Gluschitsch, AutoMobil, DER STANDARD, 22.6.2012)

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Link: Mercedes

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