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Gerhard Zeiler.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Vielleicht hören nur Mediennerds zwischen den Zeilen kritische Töne zum heutigen ORF, wenn Renata Schmidtkunz am Donnerstag auf Österreich 1 (21 Uhr) mit Gerhard Zeiler Medien, Macht und Hierarchien beredet. Der Wiener Sozialdemokrat Zeiler führt das internationale Geschäft von Turner Broadcasting. Er war längster und erfolgreichster Boss der RTL-Group, davor ORF-Chef, anfangs ORF-Generalsekretär.

Zeiler: "Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich über die Politik in diese Position gekommen bin. Wichtig ist, was man daraus macht." Ab Jobbeginn sei man "ausschließlich dem Wohl dieses Rundfunks verpflichtet".

"Es hängt immer vom Chef ab"

Als ORF-Chef strich Zeiler 1994 Führungsebenen, die seither wieder wucherten, teils zu Doppelstrukturen. Im Gespräch sagt er: "Je weniger diese Mittel-Management-Schicht vorhanden ist, desto besser ist das für eine Entscheidungsqualität, aber auch für die Entscheidungsgeschwindigkeit." Alexander Wrabetz, den die SPÖ 2011 als ORF-General Zeiler vorzog, wird Entscheidungsschwäche nachgesagt. Schmidtkunz spricht Zeiler darauf an, dass "in vielen, vielen Betrieben in Österreich Menschen in Positionen kamen, die eigentlich für diese Aufgabe nicht befähigt sind", sich so mehr Hierarchien bildeten "mit immer weniger Entscheidungseffizienz". "Das können Sie in vielen Ländern sehen", sagt Zeiler. "Es hängt immer vom Chef ab."

Furcht der Politik vor Medienmacht hält er für "völlig unbegründet". Unter Zeiler bemühte sich der ORF plötzlich besonders um das Wohlwollen der "Krone". (fid, DER STANDARD, 21.6.2012)