Wunderbares Lichtspiel unter der U-Bahn: Franz Zadrazils "Subway Triptychon" (ca. 1992) fällt aus der Reihe der Fassadenbilder heraus.

Foto: Sammlung Zadrazil

Klosterneuburg - Zunächst fragt man sich, wieso Franz Zadrazil (1942-2005) Fotografie überhaupt ins Medium Malerei überführte: Lichtbilder, die vom Abwegigen und vom Abseitigen einer Stadt erzählen, von ihrem Verfall, der sich an ihrer Schauseite abzeichnet - an der Fassade ihrer Häuser: Verblasste Werbung auf Rollläden, vergammelte Markisen, abblätternde Schriftzüge und einander überlagernde Graffiti, bröckelndes Mauerwerk und allmählich verrostende genietete Metallreklameschilder - in Zadrazils Heimat Wien, in Paris und New York. Lässt man sich auf die im Museum Essl präsentierten "Fassadenbilder" des spätberufenen Fotorealisten ein, sieht man den Mehrwert des Malerischen gegenüber der glatten Oberfläche von Fotos: Durch den Farbauftrag vermag die Malerei die Struktur der Fassaden und ihrer Details noch viel besser zu imitieren.

Es wird zwar Substanz hinzugefügt; trotzdem kommt man so dem morbiden Charme des Abblätterns am nächsten. Für den Reiz seiner Bilder hätte das Ablaufen von weniger "Straßenzügen" jedoch gereicht. (kafe, DER STANDARD, 20.6.2012)