Im Innenministerium, das in den letzten zehn Jahren mehrheitlich eine Domäne der niederösterreichischen ÖVP war, hat man offenbar die Kunst der frechen Stirn zu neuen Höhen perfektioniert: Der Rechnungshof hat festgestellt, dass der Republik aus der tölpelhaft-dubiosen Vergabe des sogenannten Blaulichtfunks ein Millionenschaden entstanden ist. Das Innenministerium findet aber, der RH-Rohbericht zeige, "dass das Vergabeverfahren insgesamt korrekt durchgeführt wurde". Auf dieses Meisterstück der Faktenverdrehung folgt ein Prunkstück der dort amtlichen Bürgerverarschung.

Als es darum ging, ein Bieterkonsortium loszuwerden, das bereits den Zuschlag hatte (kostete dann 30 Millionen Vergleichssumme), und neu auszuschreiben, wurde vom Ressort "bewusst eine externe Ansprechperson für die Bieter installiert, "um die Vergabeverantwortlichen im Ministerium von informellen Kontakten und etwaigen Interventionsversuchen freizuhalten".

Externe Ansprechperson! Es handelt sich um Christoph Ulmer, der kurz vorher noch Kabinettschef des Ministers Ernst Strasser gewesen war und nun einen Beratervertrag bekam.

Also: Ulmer war zuerst der ultimative Insider, dann plötzlich der komplette Outsider und Garant für eine Vergabe, bei der es aber so etwas von keine informellen Kontakte und Interventionsversuche gab! In diesem Ministerium sitzen ganz oben Leute, die uns für Idioten halten. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 19.6.2012)