"Die Teerseen waren schon vorher bekannt. Doch die Gefährlichkeit wurde unterschätzt", sagte die Wiener Tierschutzvereins-Präsidentin Madeleine Petrovic anlässlich der Eröffnung einer Fotoausstellung in Wien-Wieden. Darin wird der Verfall des Tierschutzhauses in Vösendorf von der Fotografin Barbara Günther präsentiert. Die Ausstellung über die baulichen Missstände und Altlasten am Grundstück des Tierheims entstand im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Grafischen.

Foto: Barbara Günther

Bereits vor neun Jahren stellte das Bundesumweltamt Altlasten im Boden fest, die von der früheren Raffinerie Vösendorf stammen. Das Erdreich ist mit Teer verseucht. Die Giftstoffe greifen die Bausubstanz auf dem vier Hektar großen Grundstück an der Triester Straße an.

Foto: Barbara Günther

In den Rissen steigt Feuchtigkeit auf: Schimmelbefall und technische Gebrechen sind die Folge. Das erst 1998 errichtete Gebäude "sei eine Ruine" sagt Petrovic. Auch die Arbeitsbedingungen seien für die 90 Beschäftigten und mehr als 200 Ehrenamtlichen äußerst schwierig. Pro Jahr hat das Gebäude - nicht zuletzt wegen der baulichen Mängel - Energiekosten von 250.000 bis 300.000 Euro.

Foto: Barbara Günther

Die Baukosten waren höher als beanschlagt, da der teerverseuchte Boden sich bewegt. Bis zu zwölf Meter tief sind die Reste der Raffinerie im Boden - gemischt mit Sperrmüll, der immer wieder an die Oberfläche gelangt. "Manchmal hat es etwas Gespenstisches und Apokalyptisches. Es hat schon ausgesehen, als ob eine Moorleiche wieder auftaucht", schildert Petrovic.

Foto: Barbara Günther

Laut der Tierschutzvereins-Präsidentin sei eine langfristige Sanierung des Gebäudes nicht möglich. Mit der Stadt wird seit längerem über ein neues Grundstück verhandelt. Bislang waren aber keine passenden Angebote dabei. Ein Grundstück hat zum Beispiel aufgrund seiner dreieckigen Form und der geringen Größe nicht gepasst. Zudem habe es sich zu nahe an Wohnhäusern befunden. Im Moment gibt es 360 Hunde, was "keine schwache Lärmentwicklung ist", wie Petrovic gegenüber derStandard.at betont. Insgesamt sind 1.000 bis 1.500 Tiere im Heim, die Zahl schwankt saisonal. Probleme mit Anrainern wolle der Wiener Tierschutzverein daher schon im Vorfeld so gut wie möglich ausschließen.

Foto: Barbara Günther

Wie eine Schikane mutet es zudem an, dass es keine Rampen im Gebäude gibt. Pro Jahr müssen die Mitarbeiter tonnenweise Katzenstreu die Stufen hinauf schleppen. Teilweise wurde mit Holzbrettern improvisiert.

Foto: Barbara Günther

Im Frühjahr 2013 wird mit dem "TierQuarTier" nun ein zweites Tierschutzhaus in Wien-Donaustadt errichtet. Baubeginn ist für das Frühjahr 2013 geplant, die Fertigstellung für 2015. Petrovic begrüßt diese wichtige Entlastung, fordert aber eine genau Regelung, wie die Tiere verteilt werden. Denn bislang habe das Veterinäramt der Stadt Wien (MA 60) keine genaue Regelung vereinbart.

Foto: Barbara Günther

"Seit Ulli Sima Tierschutzstadträtin ist, war sie noch nicht im Tierschutzhaus in Vösendorf", sagt Petrovic.

Foto: Barbara Günther

Ausstellung "Fürsorge mit Sorge"

Grün-Raum
Favoritenstraße 22, 1040 Wien
15. - 28. Juni
Montag bis Donnerstag
17 bis 19 Uhr

(jus, derStandard.at, 19.6.2012)

Foto: Barbara Günther