"Wir verzichten auf mütterliche Ratschläge unserer EU-Partner, wir kommen ohne Unterstützung der Troika aus." Die neuerliche Absage von Italiens Regierungschef Mario Monti an Hilfeleistungen der EU, des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank ist ein offensichtlicher Schritt, die nationale Souveränität zu wahren.

Mit dem am Freitag vom Ministerrat verabschiedeten Wachstumsdekret gibt die Regierung ein deutliches Signal an die Märkte, dass Rom die Sanierung im Alleingang schaffen will. Zu den neuen Wachstumsimpulsen zählt ein "Fonds für nachhaltiges Wachstum" mit zwei Milliarden Euro.

Die Bildung von Projektfonds zur Infrastrukturfinanzierung und die Emission von Mini-Bonds seitens nicht börsennotierter Unternehmen wird künftig steuerlich gefördert. Die steuerlichen Abschreibungen für Restrukturierungsarbeiten im Bausektor wurden von 35 auf 50 Prozent erhöht. Anlagen für erneuerbare Energien können ebenfalls bis zu 50 Prozent abgeschrieben werden. Der Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Corrado Passera, erwartet, dass durch diese Maßnahmen Investitionen von bis zu 80 Mrd. Euro getätigt werden.

Monti hat auch die Versilberung von Staatsvermögen angekündigt. Staatsimmobilien und Staatsgesellschaften wie der Exportrückversicherer Sace, die Finanzierungsgesellschaft Fintecna und die für den Nicht-EU-Handel zuständige Exportfördergesellschaft Simest sollen privatisiert werden. Die erwartete Einnahmen von zehn Mrd. Euro dienen zum Abbau der Staatsverschuldung.

Italiens größtes Problem liegt derzeit in der Zinsspirale. Mehr als 200 Mrd. pro Jahr muss sich der italienische Staat an den Märkten besorgen. Ein Prozent höhere Zinsen bedeuten mehrkosten von zwei Mrd. Euro. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand /DER STANDARD, 18.6.2012)