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Andrea Pirlo ist das Um Italiens. Ist er auch das Auf?

Foto: EPA/UEFA HANDOUT

Posen - Es war eine Gänsehauterfahrung. Eine, die den Fußball dorthin zurückholte - oder hinwegführte -, wo er hingehört. Der Dank dafür gebührt - an einem Wochenende wie diesem noch dazu - jenen, die als Erste den Euro in die Bredouille gebracht haben mit ihrer britisch inspirierten Maßlosigkeit. Spanien - ach Gott, wir wissen eurobezüglich: Spanien! - führte und siegte dann 4:0. Und die 20.000 Iren auf der Danziger Tribüne sangen ein Lied, das sehr gut auch nach Österreich passen würde, also quasi: "Stellt's meine Ross in Stall!"

In irischem Englisch klingt das, die Spötter mögen das ruhig kitschig nennen, so: "Nothing matters, Mary, when you're free / Against the famine and the crown / I rebelled, they cut me down / Now you must raise our child with dignity."

Und genau das hat Mary vor am Montag in Posen, wo Irland sich ab 20.45 gegen Italien zu verabschieden hat. Mit Würde. Sagt auch einer der Fans, die Danzig belebt haben: "Wenn die Leute hinterher sagen: Verdammt schade, dass die Horde weg ist, dann haben wir viel richtig gemacht." Roy Keane - eine Art Mehmet Scholl der grünen Insel - wettert gleichwohl gegen das "Rumgesinge" nach Niederlagen. "Bullshit", schreit Fan Ronan Fitzsimons in der Danziger Bar mit einigen Promille, aber auch mit einigem Recht: "Der hat sie doch nicht mehr alle!"

Die Schönheit und die Würde des Scheiterns, das kennt Italien nicht. Das heißt: Die Squadra ist zum Siegen verdammt. Ihr früherer Coach, der nunmehrige Iren-Trainer Giovanni Trapattoni, wird das zu verhindern suchen. "Ich denke nur an das irische Team. Es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Iren erhobenen Hauptes nach Hause fahren."

Das tun die - Mary, oh Mary! - eh. Die Frage wird sein, wie dieser Giovanni Trapattoni dann nach Hause fährt. "Sollte er gewinnen", so die Gazzetta dello Sport, "wird er daheim als Verräter betrachtet." So viel zur Würde. (wei, DER STANDARD, 18.6.2012)

Italien - Irland (Montag, 20.45 Uhr, Posen, City-Stadion, SR Cakir/TUR)

Italien: 1 Buffon - 7 Abate, 15 Barzagli, 3 Chiellini, 6 Balzaretti - 16 De Rossi, 21 Pirlo, 8 Marchisio - 5 Motta - 10 Cassano, 11 Di Natale

Ersatz: 14 De Sanctis, 12 Sirigu - 19 Bonucci, 2 Maggio, 23 Nocerino, 13 Giaccherini, 22 Diamanti, 4 Ogbonna, 18 Montolivo, 17 Borini, 9 Balotelli, 20 Giovinco

Irland: 1 Given - 4 O'Shea, 5 Dunne, 2 St. Ledger, 3 Ward - 11 Duff, 6 Whelan, 8 Andrews, 7 McGeady - 10 Keane, 14 Walters

Ersatz: 16 Westwood, 23 Forde - 9 Doyle, 13 McShane, 12 Kelly, 18 O'Dea, 15 Gibson, 17 Hunt, 21 Green, 22 McClean, 20 Cox, 19 Long