Wien - Ameisenmännchen buhlen meist friedlich um Königinnen. Nicht so bei der tropischen Art Cardiocondyla obscurior: Finden die flügellosen Männchen, die durch die Kolonien patrouillieren, eine Jungkönigin, paaren sie sich. Stoßen sie auf Rivalen, attackieren sie sie. Da ihre Mundwerkzeuge nicht zum Kampf taugen, halten sie Gegner nur fest und beschmieren sie mit einer Substanz.

Den Rest erledigen Arbeiterinnen. Sie töten markierte Ameisen. Sylvia Cremer vom Institute of Science and Technology (IST) in Klosterneuburg zeigte gemeinsam mit Forschern der Uni Regensburg, dass sich frisch geschlüpfte Männchen im Kampf kaum wehren und alten Männchen hilflos ausgeliefert sind.

Überleben sie aber zwei Tage, fühlen sich die Jungen gleichauf und es kommt zu erbitterten, gegenseitigen Beschmier-Attacken. Dabei können sogar beide Männchen getötet werden. Die in "BMC Ecology" publizierte Studie ergab, dass die sonst verbreitete Fähigkeit, sich per chemischer Tarnung Aggressoren zu entziehen, den flügellosen Jungmännchen fehlt. Sie signalisieren bereits im Puppenstadium ihre Identität. Die alten Männchen attackieren aber erst, wenn die Rivalen geschlüpft sind, weil sie offenbar nicht aus Versehen eine Jungkönigin töten wollen.

Die Nutzung der toten Ameisen als Larvenfutter hält die Kosten für die ständige Verfügbarkeit dominanter Männchen in der Kolonie niedrig. (pum/DER STANDARD, 16./17.6. 2012)