Die Forderung des Verleger-Verbands VÖZ nach einer Besteuerung österreichischer Online-Werbung stößt in der Branche auf Unverständnis, ergab ein Rundruf von derStandard.at. Angelika Seyr-Froschauer, Obfrau des Fachverbands für Werbung und Marktkommunikation, spricht sich grundsätzlich gegen zusätzliche steuerliche Belastungen für Unternehmer aus: "Keinesfalls darf es insgesamt zu einer Erhöhung dieser wirtschaftsfeindlichen Abgabe kommen, die der gesamten österreichischen Werbebranche schadet." Vielmehr müsse es wie bisher weitere politische Vorstöße geben, um diese "die österreichische Werbewirtschaft und die Medien diskriminierende Abgabe ersatzlos abzuschaffen". Eine Abschaffung der Abgabe hält Seyr-Froschauer nicht für realistisch - wie der VÖZ auch.

Der Geschäftsführer von Goldbach Austria, Maurizio Berlini, empfindet das Vorpreschen des VÖZ "um etwas im globalen Wettbewerb Unsinniges wie die Werbeabgabe durch die Ausdehnung auf Online indirekt zu rechtfertigen", als paradox. Wenig Freude mit einer Online-Werbesteuer hätte auch Martina Zadina, die adworx-Geschäftsführerin sieht im internationalen Vergleich "eine schleppende Entwicklung des österreichischen Online-Werbemarktes".

"Online-Werbemarkt unterkapitalisiert"

Christopher Sima, Geschäftsführer von United Internet Media, teilt die Meinung seiner Mitbewerber: "Die digitalen Medien sind in Österreich im Gattungsvergleich und gemessen an der Mediennutzung ohnehin noch viel zu unterkapitalisiert - eine zusätzliche Abgabe würde die Überwindung dieses Ungleichgewichts deutlich erschweren."

Xenia Daum, Geschäftsführerin von styria.interactive, spinnt den Gedanken weiter: "Die Forderung nach Besteuerung der Online-Werbung ist ein Bumerang. Es gibt heute schon mindestens den doppelten AT-Traffic auf deutschen Plattformen aller Genres. Dieses Inventar ist zum Großteil wesentlich günstiger zu buchen als jenes österreichischer Online-Plattformen. Somit wird bei einer Belastung der österreichischen Online-Umsätze das Preis-/Leistungsverhältnis zu deutschsprachigen Plattformen noch ungünstiger und noch mehr Geld dorthin abwandern. Internationale Netzwerke, die österreichische Plattformen unter Vertrag haben, werden diese zusätzliche Belastung durchreichen, denn abgabenpflichtig ist die ausspielende Plattform. Google wird dadurch in keinster Weise 'angezapft'."

"Schädlich für Entwicklung des Marktes"

Gegen eine neue Werbesteuer für Online spricht sich auch der ORF aus. Diese Maßnahme wäre "schädlich für die weitere Entwicklung des Online-Werbemarktes in Österreich", so Thomas Prantner, Online-Chef und Technikvize des öffentlich-rechtlichen Senders. "Das vom VÖZ intendierte Ziel, mit einer Online-Werbesteuer internationale Player wie Google zu treffen, kann gerade im Onlinebereich von diesen leicht umgangen werden. Eine Online-Werbesteuer würde daher ausschließlich die österreichische Werbewirtschaft und damit auch die heimischen Online-Plattformen treffen."

Nach der Meinung von Eugen Schmidt, Geschäftsführer von AboutMedia, würden sich die Medienhäuser mit dem Besteuerungsvorschlag ins eigene Fleisch schneiden: "Leider haben viele Medienhäuser in Österreich noch nicht verstanden, dass auch ihre Zukunft in der digitalen Wirtschaft liegt. Vorzuschlagen, dass nun auch Online-Werbung zusätzlich besteuert werden soll, schadet den Verlagshäusern ebenso, die ohnehin über einen 'Verfall der TKPs' jammern."

"Peinliche Blockade"

In den Augen von Bernd Platzer, Geschäftsführer des Medienwirtschafts Verlags, positioniert sich der "VÖZ als Blockierer der Medienbranche" und spricht sich klar "Pro Online" aus. Es sei peinlich, sagt Platzer, mit welchen Mitteln Print-Vertreter versuchen würden, den Trend zu neuen Technologien aufzuhalten. (tara, derStandard.at, 15.6.2012)