Sebastian und Martin nehmen ihre Motorräder wieder in Empfang. Ein Unfall, ein verlorener Pass und ein platter Reifen tun der Freude keinen Abbruch

Endlich angekommen in Valparaiso in Chile. Nach über 60 Stunden Busfahrt sind wir natürlich komplett geschlaucht.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Das tut aber unserer Freude keinen Abbruch, als wir unsere Bikes nach rund zwei Monaten endlich wieder in die Arme schließen.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Die motorradlose Zeit ist nun vorbei und wir sind bereit, Chile zu erobern ... jedoch spielt uns die Elektrik von Martins Maschine einen Streich. Ein defekter Sensor verhindert die Weiterfahrt. Mit vereinten Kräften (vor allem zweier anderer Motorradfahrer) können wir die Technik allerdings mit Hilfe einer Büroklammer und des beliebten Duck Tapes (Kraftband) austricksen, und es geht weiter auf eine Ausfahrt in der Nähe Santiagos.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Tags darauf machen wir dann bei einem KTM-Händler in Chillan halt, wo mit wildem Einsatz der Sensor ausgetauscht wird. Berührungsängste darf man dabei scheinbar keine haben.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Zwischenstopp am Villarrica-See in der Region Los Lagos. Der See liegt am gleichnamigen aktiven Bilderbuch-Vulkan und dampft frühmorgens, dass es eine Freude ist.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Wir beschließen, dieses Mal zu campen, wobei Sebastian auffällt, dass schon wieder Luft fehlt - dieses Mal im Hinterreifen.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Wir haben den Campingplatz mit eigenem Steg für uns alleine, da wir gerade nach der Hauptsaison (Jänner/Februar) ankommen. Wir beschließen deshalb, von der Ruhe zu profitieren und ein paar Tage zu bleiben, um an den Artikeln zu arbeiten.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Am letzten Tag steht dann die ("schweißtreibende"!!!!!) Besteigung des Villarrica-Vulkans auf dem Programm.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Diese Anstrengung hat es in sich, aber sie zahlt sich aus: Wir krächzen schon ziemlich, als wir endlich oben ankommen. Der Blick in den rauchenden Krater ist unbezahlbar - wir atmen den schwefeligen Mundgeruch von Mutter Erde, und uns kommen die Tränen dabei.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Es heißt Abschied nehmen von unserem netten Campingplatz. Zeit für ein Gruppenfoto unserer beider Begleiterinnen. Zu diesem Zeitpunkt ist noch alles in Ordnung, doch die erste Krise steht vor der Tür.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Als Sebastian meint, er müsse seinem Bike etwas zu eifrig die Sporen geben, wirft ihn dieses kurzerhand rückwärts ab und fährt in wilder Verzweiflung in die nächste Felswand. Ein Unfall der Marke "Dummheit kennt keine Grenzen".

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Glücklicherweise sind wir nicht ganz alleine, als dieses Spektakel stattfindet. Man hilft uns sofort, das Bike abzutransportieren und am nächsten Morgen nach Temuco zum nächsten KTM-Händler zu bringen.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Dort bleiben wir dann eine Woche, bis das Motorrad wieder zusammengeflickt ist, und lernen mit Gerardo einen unvergleichlich gastfreundlichen und hilfsbereiten Chilenen kennen, der uns die gesamte Zeit zur Seite steht. Hier buchstabiert er für Martin (der gerade Spanisch lernt) das Wort "SED" - "Durst" - auf der staubigen Autotür.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Auf diesen Servietten wiederum versucht er das "Kreuz des Südens", eine Sternenkonstellation, mit deren Hilfe man nachts erkennt, wo denn nun Süden liegt, zu erklären. Dabei muss man die Querachse des Kreuzes hernehmen und fünfmal in Richtung Erde verlängern. Dort ist dann Süden - zumindest haben wir das so verstanden.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Während der Woche lernen wir dann mit Engelbert auch noch eine typische steirische Eiche kennen. Er lebt seit gut 20 Jahren in Chile und lädt uns zu einer feinen Grillerei ein, ...

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

... bevor wir mit der nun wieder intakten Escargot (KTM von Sebastian) einen Tagesausflug in den atemberaubenden Conguillío-Nationalpark machen. Man wartet ständig darauf, dass hier ein Dinosaurier vor einem steht.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

An dieser Stelle ist dann wieder einmal eines unserer Jump-Fotos angesagt. Eher zufällig sind wir hier im Synchronstil unterwegs.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Durch den Park führt eine relativ tückische Sandstraße, an der jede Menge prähistorisch anmutende Araukariengewächse stehen.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Genau als dieses Foto auf einer durch Vulkansand führenden Straße entsteht, verliert Sebastian zum mittlerweile vierten Mal seinen Pass - dieses Mal inklusive Geld und Kreditkarten.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Bemerken tut er das am Abend, 500 Kilometer weiter südlich in Frutillar, einer Ortschaft, die zum Beispiel mit dem "Hotel am See" deutlich macht, wie stark der deutschsprachige Einfluss in dieser Region Chiles ist.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Frutillar bei Sonnenaufgang. Den Pass findet Sebastian übrigens wieder. Die Freude darüber macht auch den mehr als 800 Kilometer langen Tagesausflug zurück in den Conguillío-Park erträglich.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Wir sind nun schon auf der berühmten Carretera Austral unterwegs, wo wir anfangs gleich einmal drei Fähren nehmen müssen, um eine Vielzahl von Fjorden zu queren. Auf der letzten Fähre legt es die beiden KTMs dann durch den starken Wellengang auf die Seite.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Wir stoppen in El Chalten, einer Ortschaft, die im Jahr 2008 vom gleichnamigen Vulkan komplett eingeäschert und evakuiert wurde.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Die Vulkanasche drang bis in die Häuser ein, begrub beinahe alles unter sich ...

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

... und zwang so offensichtlich viele Einwohner dazu, ihre Häuser und ihre Heimatstadt blitzartig zu verlassen. Der Text "Ich liebe Chaiten - ich werde zurückkommen" spricht Bände und berührt uns zutiefst.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Unsere Reise führt uns über einen kleinen Umweg an den Futelefuy-Fluss, ein Paradies für Rafter aus aller Welt. Hier schlagen wir unser Lager neben dem Wasser auf. Der Versuch, einen Lachs an Land zu ziehen, geht komplett in die Hose, ...

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

... weshalb wir dieses Mal nur Frankfurter am Feuer grillen - wir hatten schon damit gerechnet, dass uns kein Fisch ins Netz gehen würde.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Während unserer Fahrt Richtung Villa O'Higgins, dem offiziellen Ende der Carretera Austral, stoßen wir auch auf diese zwei Radfahrer. Bemerkenswertes Detail: Die beiden sind sehbehindert und machen eine 18-monatige Reisen von Feuerland bis Alaska, mit der sie zeigen wollen, was trotz einer Behinderung möglich ist. We like a lot.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Nach zigtausenden Kilometern passiert es dann doch noch. Auch Martin erwischt es und er fährt sich seinen ersten Platten ein - unglaublich, wie weit er ohne Reifenprobleme gekommen ist. Dieses Mal müssen wir den Reifen selbst wechseln, da sich der lokale Reifenflicker partout nicht dazu in der Lage sieht. Funktioniert einwandfrei, und nach ein paar Stunden geht es weiter.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Wir befinden uns nun schon am südlichen Teil der Carretera Austral, wo Täler, ...

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

... Seen ...

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

... und türkis-grüne Flüsse die Landschaft prägen. Ein Augenschmaus, wohin man blickt.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Dieses Foto besticht nicht durch seine Qualität, das ist uns bewusst. Die Tatsache, dass wir uns eines Tages verschätzen und nächtens, bei Regen und Eiseskälte, in einer Ortschaft ankommen, wo es keine Unterkünfte gibt, wollen wir den Lesern allerdings nicht verheimlichen. Und so sieht man dann aus, wenn man die Nacht auf einer Minibank im Aufenthaltsraum einer Fähre verbracht hat. Der Kapitän hatte uns dankenswerterweise dazu eingeladen, auf seinem Schiff zu nächtigen.

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion

Und das war es dann auch schon. Wir befinden uns nun auf dem Paso Roballo, einem der vielen wunderschönen Pässe, die Chile mit Argentinien verbinden. Die Reise entlang der Carretera Austral und Chile allgemein waren beeindruckend - nun sind wir schon gespannt, was uns jenseits der Anden erwartet. Mehr beim nächsten Mal. (Sebastian Gypser/Martin Lion, derStandard.at, 15.6.2012)

Foto: Sebastian Gypser/Martin Lion