Damaskus - Die syrische Führung droht ihren Gegnern jetzt mit einer Militäroffensive. Mehrere regierungsnahe Medien meldeten am Donnerstag, die bewaffneten Regimegegner hätten 24 Stunden Zeit, um ihre Waffen niederzulegen und sich den Behörden zu stellen. Sollten sie dies nicht tun, werde die Armee "den Terroristen mit militärischen Mitteln" zu Leibe rücken. Dies habe die Regierung auch dem UN-Vermittler Kofi Annan mitgeteilt.

Die bewaffnete Opposition beobachtet schon seit mehreren Tagen eine Änderung der Strategie der Truppen des Regimes von Präsident Bashar al-Assad. Die Regimegegner vermuten, dass die Streitkräfte versuchen wollen, die Regimegegner - die vornehmlich sunnitische Araber sind - aus bestimmten Wohngebieten zu vertreiben, so dass größere Enklaven regimetreuer Kräfte entstehen. Präsident Assad gehört der Minderheit der Alawiten an.

Einen Tag nach dem Rückzug syrischer Rebellen aus der Region um Al-Haffe haben UN-Beobachter Zugang zu der von Regierungstruppen umstellten Gegend erhalten. Mitglieder der Beobachtermission hätten die Stadt Al-Haffe in der nordwestlichen Provinz Latakia besucht, sagte eine UN-Sprecherin am Donnerstag. Die UN-Abgesandten hatten bereits in den vergangenen Tagen versucht, die Ortschaft zu erreichen. Am Dienstag wurde ihr Konvoi auf dem Weg dorthin angegriffen. Das syrische Staatsfernsehen erklärte am Donnerstag, die UN-Beobachter seien gekommen, um die von "Terroristen verursachten Zerstörungen" zu begutachten. Am Mittwoch hatten Menschenrechtsaktivisten nach acht Tage langen Kämpfen den Rückzug von Oppositionskämpfern aus der Region verkündet.

Am Freitag wollen Vertreter der zersplitterten syrischen Opposition in Istanbul zusammentreffen, um über einen gemeinsamen Weg im Kampf gegen das Assad-Regime zu beraten. Dazu treffen sich der Syrische Nationalrat (SNC), der Kurdische Nationalrat sowie Vertreter kleinerer Strömungen in der türkischen Metropole. "Es ist der letzte Aufruf, sich uns anzuschließen", hieß es aus Kreisen des SNC. Die Oppositionsgruppen sollen bei dem zweitägigen Treffen nach Angaben eines türkischen Diplomaten auch Vertreter westlicher und arabischer Staaten treffen. (APA, 14.6.2012)