Wien - "Das ist ein goldener Platz", sagt Faisal Abdulrahman Bin Muammar, über Wien. Hier habe er zum ersten Mal einem Rabbi die Hand geschüttelt. Hier ließen sich Vorurteile aufbrechen. Und genau das soll die Aufgabe des "König Abdullah Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog" sein, jener internationalen Organisation, der der Saudi als interimistischer Generalsekretär vorsteht, bis sie im November endgültig eröffnet wird.

Dieser Tage trafen einander die neun Mitglieder des Vorstandes, allesamt Vertreter großer Weltreligionen, in Wien, um strategische Leitlinien zu besprechen. Am Umstand, dass das Zentrum vom nicht unbedingt wegen seiner Dialogfähigkeit weltberühmten saudischen Königshaus finanziert wird, nahmen sie keinen Anstoß.

"Erstmals kommt eine solche Initiative aus einem muslimischen Land", erklärte etwa der oben angesprochene Großrabbiner aus Jerusalem, David Rosen. "Das ist keine katholische Ehe, wir können uns jederzeit zurückziehen, wenn etwas schiefläuft. Was also haben wir zu verlieren? Diese Chance wahrzunehmen ist vielmehr eine Verpflichtung."

Auch deswegen, weil das Zen trum als Vehikel dienen soll, um eine Art Öffnung in Saudi-Arabien selbst zu erwirken. König Abdullah habe erkannt, dass Wandel notwendig sei. Aber dieser ließe sich eben nicht verordnen. Deswegen sei die Finanzierung des Zentrums über drei Jahre (eine genaue Summe wurde nicht genannt) gut angelegtes Geld.

Wird der Vorstand (also auch der Rabbi) nach Riad reisen? Auch hier blieb Bin Muammar vage: "Das muss der saudische Außenminister entscheiden." (pra/DER STANDARD, 15.6.2012)