Die Zahl der Wäschefilialen steigt. In der Produktion steigt Triumph aber auf die Bremse.

Foto: Standard/Matthias Cremer

Der Schweizer Dessousriese Triumph kämpft in Ost- und Südeuropa mit starken Absatzeinbußen. Das hat Folgen für Österreich: 500 Näherinnen in den Fabriken in Oberwart, Oberpullendorf und Aspang müssen von Juli bis vorerst Jahresende kurzarbeiten, erfuhr der STANDARD. Nicht betroffen sind 1100 Mitarbeiter in Wiener Neustadt und im Vertrieb.

 

Wien - Axel Dreher redet gar nicht lange um den heißen Brei herum. Triumph leide international unter starker Marktschwäche. Vor allem in Griechenland, Spanien, Ungarn und Rumänien sei der Absatz seit Jahresanfang eingebrochen. In Österreich könne man sich nicht länger davon abkoppeln: Ab Juli lässt der Dessouskonzern daher an drei Standorten kurzarbeiten.

Dreher führt das Österreich-Geschäft des Schweizer Familienun- ternehmens von Wiener Neustadt aus. International zählt die Gruppe 36. 400 Mitarbeiter. Hierzulande sind es rund 1600, und 500 davon, überwiegend Frauen, nähen Lingerie für die Marken Triumph, Sloggi und Valisère. Sie arbeiten ab Juli kurz, vorgesehen ist derzeit bis Jahresende. Betroffen sind die Betriebe in Oberwart, Oberpullendorf und Aspang. Triumph ist in den strukturschwachen Regionen einer der größten Arbeitgeber.

Unter vielen Beschäftigten geht die Angst vor einer Schließung der Fabriken um. Zumal der Konzern 2010 schon den Standort Hartberg aufgab. Auch damals galt für alle Produktionsmitarbeiter die Kurzarbeit. Keiner wisse, wie lang sich die Probleme auf dem Markt hinzögen und ob irgendwann über ei- ne weitere Strukturanpassung geredet gehöre, sagt Dreher im Gespräch mit dem Standard. Derzeit sei jedoch kein Zusperren geplant. "Wir verlagern auch keine Jobs aus Kostengründen ins Ausland." Ziel sei, die bestehenden Arbeitsplätze und Fertigungen zu halten. Fast 90 Prozent der in Österreich genähten Spitze werde exportiert.

Die Wäschebranche kämpft mit Überkapazitäten und Konsumzurückhaltung. Weltweit wurden in den vergangenen Jahren tausende Näherinnen entlassen. Triumph Österreich baute neben fast 300 Stellen in Hartberg zuletzt sukzessive 200 in der Logistik ab. Auch in Ungarn, Bosnien und Rumänien wurden Produktionspartner verkleinert bzw. aufgegeben.

2010 brach der Gewinn in Österreich von sieben auf eine Million Euro ein; aufgrund der Sondereffekte durch Hartberg, erzählt Dreher. Im Vorjahr seien die Erträge wieder deutlich gestiegen. Die Umsätze sinken seit drei Jahren - 278 Millionen Euro waren es 2010. Der weitere starke Rückgang sei jedoch durch eine Umschichtung in andere Gesellschaften erfolgt. In Österreich selbst sei das Geschäft bis zur Jahresmitte 2012 um sechs Prozent gestiegen. Die Eigenkapitalquote liegt bei 44 Prozent.

64 Shops betreibt Triumph quer durch die Bundesländer, 28 weitere führen Franchisenehmer. Seit Jänner wurden vier neue eröffnet, auch künftig sollen jährlich ebenso viele dazukommen. An Palmers - der Mitbewerber sucht seit Monaten intensiv nach Investoren - hat der Konzern kein Interesse.

"Vorzeigebetriebe"

Die Bürgermeister von Oberpullendorf und Oberwart sind zuversichtlich, dass die Nähereien im Burgenland erhalten bleiben. Sie seien Herzeigebetriebe - ziehe die Nachfrage wieder an, kehre man sicher zu voller Beschäftigung zurück, ist der Oberwarter Ortschef Gerhard Pongracz überzeugt.

In Hartberg ist der Großteil der entlassenen Frauen nach wie vor in einer Arbeitsstiftung. Die aufgelassene Liegenschaft kaufte der Schaumrollen-Spezialist Helmut Ulreich. Er wollte dort ab 2011 in einer frisch aufgezogenen Produktion Mehlspeisen backen und mittelfristig 150 Frauen beschäftigen.

Die Pläne sind fertig, geworden ist aus der groß angelegten Konditorei bisher nichts. Es scheitere an den fehlenden Abwasserkonzepten der Gemeinde, klagt Ulreich. Gehe hier im Juli nichts weiter, suche er sich einen neuen Standort. Schließlich wolle er expandieren. Der Hartberger Bürgermeister Karl Pack sieht mittlerweile alle Infrastrukturprobleme bereinigt: Dem Bau stehe gar nichts im Wege. Und seine Gemeinde sei nach wie vor stark an dem Projekt interessiert. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 15.6.2012)