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Schuldzuweisungen im US-Senat. Jamie Dimon sei von seinen Vorstands- kollegen falsch informiert worden. Die zwei Milliarden Dollar Verlust könne er nicht verteidigen.

Foto: Reuters/Larry Downing

Jamie Dimon, Chef der Großbank JPMorgan, machte vor dem US-Senat seine Kollegen für den Milliardenverlust mit Fehlspekulationen mitverantwortlich. Die Bank könnte erstmals die Boni zurückfordern.

 

Washington/Wien - Wegen des milliardenschweren Verlustes mit Kreditderivaten müssen Manager der US-Bank JPMorgan Chase möglicherweise einen Teil ihrer Boni zurückzahlen. Das deutete der Vorstandsvorsitzende der Bank, Jamie Dimon, bei seiner Anhörung vor dem Bankenausschuss im US-Senat in Washington an.

Tatsächlich hat Dimon in seiner Stellungnahme nicht mit Schuldzuweisungen gespart. Denn sowohl Top-Banker als auch der zuständige Händler ("ohne jedes Gefühl für Risiko") hätten das Vertrauen der Investoren enttäuscht. So hätten ihm der Finanzvorstand Doug Braunstein, die Risikomanager des Instituts und die Leiterin des CIO - jener Sparte, in der die milliardenschweren Verluste angehäuft wurden - versichert, dass die Verluste der Kreditpositionen "ein isoliertes, kleines Problem" seien. Daher habe er noch im April auf Fragen von Analysten die Medienberichte um Risiken der Strategie als "Sturm im Wasserglas" abgetan. Wesentliche Manager der Bank wären über die Positionen bis zuletzt falsch informiert gewesen, auch er selbst.

Nun könnte die ehemalige Chefin des Chief Investment Office und die verantwortlichen Händler und Risikomanager zur Kasse gebeten werden. Die Leiterin des CIO, Ina Drew, war kurz nach Bekanntwerden der zwei Milliarden Dollar Verlust zurückgetreten. Davor war sie mehr als 30 Jahre lang bei JPMorgan gewesen und galt als eine der mächtigsten Frauen an der Wall Street. Seit 2005 leitete sie das CIO. Im vergangenen Jahr hat Drew laut Angaben von JPMorgan 14 Millionen Dollar verdient.

Die US-Finanzreform (Dodd-Frank-Act) sieht vor, dass Banken ausgezahlte Boni bei Bekanntwerden von groben Verfehlungen und falschen Entscheidungen zurückfordern dürfen. Diese Klausel ist laut Dimon bei JPMorgan noch nie angewendet worden. Dieses Mal könnte es aber dazu kommen. Dimon selbst wies in einem Interview mit CNBC die Forderung zurück, selbst einen Teil seines Bonus zurückzuzahlen.

Dimon vermied bei seiner Anhörung, neue Details zu den verlustreichen Papieren zu offenbaren. Er betonte: "Dieses synthetische Kreditportfolio hatte den Zweck, im Fall einer Krise viel zu verdienen. Das ist für mich ein Hedge." Doch er könne nicht verteidigen, "in was sich diese Strategie verwandelt hat". (sulu, DER STANDARD, 15.6.2012)