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Damian Izdebski und Aleksandra Izdebska vor dem neuen DiTech-Shop im Thalia an der Wiener Mariahilfer Straße.

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Mehr "Touch & Feel" soll dem Kunden die Technik näherbringen.

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Zwischen Büchern und Stiften können sich Kunden auch Laptops, Tablets und Smartphones kaufen

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Am Donnerstag hat im Thalia-Store auf der Wiener Mariahilfer Straße ein DiTech-Fachmarkt eröffnet. DiTech wird im Vergleich zum Vorjahr im ersten Halbjahr 2012 rund 28,3 Prozent mehr Umsatz machen, 52 Millionen Euro. 29,4 Prozent des Umsatzes werden im Online-Handel gemacht. Welche Beweggründe DiTech-Geschäftsführer Damian Izdebski zu dem Store-in-Store-Konzept gebracht haben, welche Ziele DiTech damit anstrebt und was am Gerücht eines Börsengangs dran ist, erzählt er im Gespräch mit dem WebStandard.

derStandard.at: Seit wann haben Sie denn die Kooperation mit Thalia geplant? Wann ist die Idee entstanden?

Izdebski: Der erste Kontakt zu Thalia ist schon vor über einem Jahr entstanden. Die konkrete Idee ist erst etwas später gekommen. So wirklich arbeiten wir an dem Projekt erst seit drei Monaten. Das war alles relativ kurzfristig. Der Umbau hat nur zehn Tage gedauert, eine regelrechte Kamikaze-Aktion.

derStandard.at: Was haben Sie denn mit Thalia gemeinsam?

Izdebski: Nichts. Das ist ja auch das Gute an der Sache. Wenn man es tiefgründiger betrachtet, erkennt man den Sinn dahinter ganz eindeutig. Das Gute aus unserer Sicht ist natürlich das Erreichen einer neuen Zielgruppe. Wir sind in dieser Zielgruppe schon ein bisschen vertreten, aber ich glaube, nicht mit der Kraft, mit der wir sollten. Frauen liegen bei uns unter 20 Prozent. Bei Thalia sind 70 Prozent aller Kunden Frauen. Für uns war es wichtig, den Frauen als Publikum näher zu kommen. Vom Geek-Klischee sind wir schon weggekommen, aber wir sind trotzdem immer noch männerdominiert. Durch die Produkte und das Konzept, wie wir verkaufen, sind wir eher männerlastig. Und mit dem jetzigen Projekt kommen wir den Frauen zumindest drei Schritte näher.

derStandard.at: Wenn wir schon beim Thema Frauen sind: Was halten Sie denn von Aktionen wie der "Woman's World" im Media Markt?

Izdebski: Ich meine, gibt es etwas Peinlicheres? Ich als Mann empfinde das so. Ich habe mir auch schon einmal überlegt, wie man so was machen könnte. Aber wenn wir das machen würden, dann müssten wir einen DiTech-Shop eins zu eins kopieren und es "Woman's World" nennen, weil es bei uns keinen Unterschied gibt in dem, was und wie wir verkaufen. Wir verkaufen den Männern genauso wie den Frauen. Es gibt keinen Unterschied, wie Männer und Frauen Computer nutzen. Es gibt keinen Unterschied, welche Geräte von ihnen gekauft werden.

derStandard.at: Gibt es in der Beratung einen Unterschied?

Izdebski: Ich glaube nicht, denn Frauen, die technikaffin sind, können Gespräche auf einem technisch ganz anderen Niveau führen als Männer, die keine Ahnung haben. Aber viele Leute stehen dazu und wollen, dass man ihnen ein Produkt erklärt. Da gibt es keinen Geschlechtsunterschied. Die Männer geben es nur seltener zu, dass sie sich nicht auskennen. Viele Frauen können damit offener umgehen. Die kommen und sagen: "Schauen Sie, ich brauche Hilfe und Ihren Rat", und die Männer machen das halt anders. Aber prinzipiell gibt es in der Nutzung ja keinen Unterschied.

Gerade deshalb ist ja die Media-Markt-"Woman's World" so peinlich: weil Media Markt den weiblichen Kunden mit so klischeehaften Augen sieht. Ich glaube nicht, dass sich das auf Dauer durchsetzen wird, weil man Frauen als Kunden damit nicht anspricht. Das ist ein Thema des Konzeptes. Bei den heutigen Produkten, die in unserem Fokus liegen - sprich Smartphones, Tablets, Computer - sind Männer und Frauen im gleichen Ausmaß überfordert. Wenn Sie bei der Konkurrenz vor einem Regal mit 30 Notebooks stehen, bekommen sie kaum Hilfe von einem Verkaufsberater. Der Kunde steht dann da, ist mit technischen Daten konfrontiert und kann das nicht in ein Geräteprofil übersetzen. Der Kunde kauft dann nach Preis und Aussehen. Und Notebooks nach dem Aussehen zu kaufen ist, wie ein Auto nach Farbe auszuwählen. Es ist zwar wichtig, aber nicht ausschlaggebend.

derStandard.at: Es gibt und gab dieses Gerücht, dass Sie an die Börse gehen. Was ist dran?

Izdebski: Das ist ein Blödsinn. Der Chef der Wiener Börse hat in einem Interview vor einigen Wochen gesagt, er würde sich DiTech an der Börse wünschen. Das ist alles.

derStandard.at: Kommt das für Sie überhaupt nicht in Frage?

Izdebski: Alle, die diese Erfahrung gemacht haben, sagen, wenn es sich vermeiden lässt, sollte man es nicht tun. Ich glaube, dass wir auch ohne die Börse noch wachsen können und noch Potenzial haben, uns zu entwickeln. Und die Entwicklung der letzten Monate spricht auch dafür.

derStandard.at: Haben Sie vor, noch in weiteren Thalia-Filialen dieses Konzept umzusetzen?

Izdebski: Es ist nicht ausgeschlossen, aber auch nichts fix geplant. Es kann sein, dass man irgendwo einen Standort findet, wo das gut passt.

derStandard.at: Sie haben eine wahnsinnig gute Umsatzsteigerung von 23,8 Prozent erzielen können. Ist das hauptsächlich Ihrem Online-Handel zu verdanken?

Izdebski: Der Online-Verkauf war schon in den letzten Jahren bei rund 30 Prozent. Momentan sind es 29,4 Prozent. Dieser Anteil wächst mit dem Unternehmen mit. Das Wachstum ist sicherlich auf das Thema Smartphones zurückzuführen, mit dem wir letztes Jahr begonnen haben. Auch Apple ist bei uns seit September ein großes Thema geworden und entwickelt sich gut. Wir versuchen auch die Apple-Welt dem Kunden näherzubringen. Das sind so die zwei Bereiche, die hauptsächlich dazu beigetragen haben.

Ich glaube, dass wir auch mit unserem Konzept punkten. Wir haben eben festgestellt, dass Computer und Selbstbedienung nicht zusammenpassen. Die wenigsten Kunden wissen, was sie wollen. Bei unserer Konkurrenz nimmt man etwas aus dem Regal und bezahlt es. Wir bemühen uns um die Beratung. Natürlich haben die eine dominantere Marktstellung und ein größeres Werbebudget.

derStandard.at: Aber trotzdem expandieren Sie.

Izdebski: Ja, aber es ist bei uns mit härterer Arbeit verbunden. Die PR ist ein wichtiger Teil dieses Jobs, letzten Endes leben wir davon. Ich glaube auch, dass das Konzept, wie wir verkaufen, nicht mit einem Werbesujet kurz erklärt werden kann. Unser Beratungsansatz ist zu wissen, was der Kunde braucht. In welcher Umgebung braucht er es? Wie will er es nutzen? Was ist ihm wichtig und was nicht? Bei uns kann man nichts kaufen, ohne mit einem Verkäufer geredet zu haben. Es gibt keine Selbstbedienung. Egal ob Sie ein Kabel oder ein 2.000-Euro-Notebook kaufen: Sie müssen mit einem Verkäufer ein kurzes Gespräch führen. Dieser persönliche Kontakt zwischen dem Verkäufer und dem Kunden steht im Vordergrund. Es geht gar nicht anders. Das ist der essenzielle Unterschied.

derStandard.at: Sie haben vorhin Smartphones als wichtigen Bestandteil Ihrer Produktpalette genannt. Welches Smartphone verkauft sich denn am besten?

Izdebski: Die Smartphones machen in Summe acht Prozent unseres Umsatzes aus. Der durchschnittliche Verkaufspreis eines Smartphones liegt bei uns bei 329 Euro, also wirklich eher die besseren und teureren Geräte. Samsung ist für uns ein starker Partner. Vor allem jetzt mit dem Launch des Galaxy S III. Aber es sind auch HTC und Xperia große Themen bei uns. Ich glaube persönlich aber auch, dass im Herbst mit Windows 8 noch einiges passieren wird. Android wird sicher in den nächsten Jahren davonfahren. Doch Windows 8 wird auch Marktanteile holen. Die Idee eines Betriebssystems, das alle Gerätesparten umfasst, ist eine gute, und ich glaube, dass das gut laufen wird. Es kommt auf die Händler als auch auf die Nutzer eine spannende Zeit zu.

derStandard.at: Die Lage hier an der Mariahilfer Straße wirkt optimal. Sowohl Touristen als auch Leute aus den Bundesländern werden hier das erste Mal auf DiTech stoßen.

Izdebski: Ja, ich glaube aber auch, dass wir neue Kunden hereinbringen werden. Ich bin sicher, dass Leute gezielt hierherkommen werden, um bei uns einzukaufen. Vielleicht sogar welche, die normal nicht in Buchhandlungen gehen. Vielleicht können die ja auch wieder die Buchwelt für sich entdecken und erleben. Beim Shop-Konzept haben wir versucht, uns ein bisschen zu verändern. Wir haben das Konzept nicht auf den Kopf gestellt, aber es ist mehr "Touch & Feel", und wir haben die Beratung hier noch mehr in den Vordergrund gestellt. Unser komplettes Produktportfolio und das Service-Center für Reparaturen sind auch hier vorhanden. (Iwona Wisniewska, derStandard.at, 14.6.2012)