Zürich - Die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre erhöht den Säuregehalt der Ozeane. Forscher der ETH Zürich gehen nach Analyse einer Simulation anhand des Ostpazifiks nun von einem starken Anstieg der Übersäuerung bis 2050 aus, der zahlreiche Meerestiere bedrohe.

Der Anstieg des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre wird teilweise durch die Ozeane abgepuffert, da sich das Gas im Wasser löst. Dabei steigt allerdings dessen Säuregehalt, was es Lebewesen wie Korallen, Muscheln oder einzelligen Algen erschwert, ihr Kalkskelett zu bauen.

Am Modell analysiert

Das Team um Nicolas Gruber, Professor für Biogeochemie und Schadstoffdynamik, wollte herausfinden, wie stark die Übersäuerung ausfallen wird. Dazu haben die Forscher ein hochaufgelöstes Modell für die Meeresregion vor der Küste Kaliforniens entwickelt. Sie modellierten zunächst die Meeresströmungen und fügten dann dem Modell die erwarteten Kohlendioxid-Verhältnisse der nächsten 20 bis 30 Jahre hinzu.

Sogar bei einem geringen CO2-Anstieg werde sich die Verfügbarkeit von Kalkverbindungen für die Lebewesen deutlich verschlechtern, berichten die Forscher im Fachblatt "Science" vom Freitag. Die Wassertiefe, in der die Kalkverbindungen leicht zu erschließen sind, werde sich von heute 200 Metern auf 60 Meter verringern. Dies sei besonders problematisch, weil die meisten Lebewesen in den oberen 100 Metern des Meeres leben, sagte Gruber in einer Mitteilung der ETH Zürich.

Beträchtliche Veränderungen

Die Simulationen zeigten auch, dass der Säuregehalt in weniger als zehn Kilometern Abstand zur Küste am deutlichsten steigen wird. Laut Gruber werde es deshalb im Ökosystem an der Westküste der USA beträchtliche Veränderungen geben. Wie diese genau aussähen, ließe sich derzeit nicht vorhersagen, da zu wenig über die Empfindlichkeiten der Organismen bekannt sei. Es sei jedoch denkbar, dass Muscheln mit ihren Kalkschalen am stärksten leiden werden. Angesichts der wachsenden CO2-Emissionen erwartet Gruber, dass die kritische Grenze in 20 bis 30 Jahren erreicht wird. (APA, 17.6.2012)