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Auf Coffeecircle.com wird handverlesener Spitzenkaffee aus Äthiopien angeboten.

Foto: Reuters/Khamis

Wien - Drei Beobachtungen ließen die Roland-Berger-Berater Martin Elwert, Moritz Waldstein-Warten und Robert Rudnik vor ein paar Jahren ihren Job hinwerfen: dass in Äthiopien einer der besten Kaffees angebaut wird; dass die Zahl der Kaffeekenner unter den Konsumenten wächst; dass Kaffeebauern oft keinen Zugang zu Strom, Wasser oder Bildung haben.

"Diese Faktoren wollten wir unter einen guten Hut bringen", erzählt der in Berlin lebende gebürtige Salzburger Waldstein. Herausgekommen ist coffeecircle. com, eine Online-Plattform für handverlesenen Spitzenkaffee aus Äthiopien. Ein Euro pro verkauftes Kilo fließt in Entwicklungsprojekte, die mit Herstellerkooperativen in dem afrikanischen Binnenstaat umgesetzt werden.

Die Online-Verkaufsschiene des im Dezember 2010 gestarteten Unternehmens wurde zunächst aus rein pragmatischen Gründen gewählt. Zum einen ließen sich so Zwischenhändler umgehen, die am Produkt kräftig mitschnitten, sagt Waldstein. Zum anderen sei es der einfachste Weg, um auch überregional nahe beim Kunden zu sein. Das Internet ermögliche aber auch, dass der Konsument transparent nachverfolgen könne, ob die von einem Unternehmen getätigten Versprechen auch eingehalten werden.

Der Kunde entscheidet, welches Projekt er unterstützt

Zum Beispiel sollen Bilder, Videos und Berichte auf der Plattform den Kunden nachvollziehen lassen, wo genau der von ihnen gewünschte Kaffee herkommt und unter welchen Bedingungen gepflückt wurde. Auch entscheidet der Kunde, welches der Projekte er mit dem von ihm gekauften Kaffee unterstützen möchte. Zudem informiert die zwölfköpfige Coffeecircle-Crew per E-Mail, Facebook oder Twitter über den Fortschritt der Projekte.

"Wir wollen ein neues Modell des Handels erreichen. Nicht nur Unternehmen vernetzen sich zusehends, dank des Mobilfunks auch die Erzeuger. Der Kunde soll die Möglichkeit haben selbst festzustellen, ob das Marketing mit der Wahrheit übereinstimmt", sagt Waldstein.

70 Tonnen Kaffee angepeilt
Die Idee des fairen und nachhaltigen Handels im Kaffeebereich sei zwar nicht neu. Coffee-Circle-Recherchen hätten jedoch ergeben, dass bei manchen Fairtradesiegeln beachtliche Beträge in der Verwaltung versickerten. Waldstein: "Mit unserem Ansatz ein Euro pro Kilo zurückzuführen, führen wir mehr als dreimal so viel zurück wie die bekannten Systeme des fairen Handels."

Ein Konzept, das offenbar ankommt: Zehn Tonnen Arabica-Kaffee aus Äthiopien gingen 2011 über die virtuelle Ladentheke. Für heuer rechnet Coffee Circle mit 70 Tonnen. Fünf Entwicklungsprojekte wurden im Vorjahr realisiert. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 15.6.2012)