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Tarifreform der ÖBB: Einzeltickets werden teurer, Vielfahren dafür billiger.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Wien - Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) führen eine Tarifreform durch: Ab 2. Juli 2012 werden die Ticketpreise für Einzeltickets im Schnitt um acht Prozent erhöht. Billiger wird es für Vielfahrer: Die ÖBB-Jahresnetzkarten werden günstiger. Auch Familien mit Kindern profitieren von der Tarifreform. Alle Kinder bis zum 6. Geburtstag fahren künftig gratis. Zuletzt waren die Preise im Juli 2009 erhöht worden, angesichts steigender Kosten finde nun erstmals seit drei Jahren eine Indexanpassung statt, heißt es vonseiten der ÖBB. Die mehrheitlich private Westbahn zieht mit und erhöht ebenfalls ab 2. Juli die Preise, die Jahreskarten sollen billiger werden.

Bahnfahren sei in Österreich um 30 bis 40 Prozent billiger als in Deutschland und in der Schweiz, dieser Abstand bleibe auch nach der Tarifreform gewahrt, heißt es vonseiten der ÖBB. Während die Bundesbahn die Einzeltickets um im Schnitt 8 Prozent verteuert, sei seit der letzten Erhöhung im Juli 2009 der Großhandelspreisindex um 13 Prozent gestiegen. Auch die Spritkosten wuchsen seitdem deutlich: Konnte etwa im Juli 2009 ein Liter Diesel noch um 1,006 Euro getankt werden, müssen die Autofahrer laut ARBÖ heute dafür 1,323 Euro im Schnitt berappen - ein Anstieg um rund 30 Prozent.

Verbundkarten nicht betroffen

Unverändert bleiben die Preise für ÖBB-Vorteilskarten und für die Zeitkarten der Pendler: Die Tickets der Verkehrsverbünde sind von der Tarifreform nicht betroffen. 60 Prozent der ÖBB-Kunden besitzen derartige Verbundkarten. Auch die Sparschiene-Angebote bleiben preislich unverändert. Die Tarifreform soll die Tariflandschaft auch übersichtlicher machen: Von bisher 118 Tarifen wird auf 61 Tarife abgespeckt.

Die Bahn-Vielfahrer werden von der Tarifreform profitieren, denn die ÖBB verbilligen die Netzkarten: Ab 2. Juli wird die Österreich-Card in der 2. Klasse 1.640 Euro kosten, bisher waren dafür 1.790 Euro zu bezahlen. Junge Menschen unter 26 Jahren zahlen für die Österreich-Card künftig 999 statt wie bisher 1.050 Euro. Senioren, also Frauen und Männer ab 60 Jahren, müssen für eine Österreich-Netzkarte künftig 1.150 Euro statt 1.260 Euro aufbringen.

Günstiger für Familien

Günstiger wird Bahnfahren für Familien mit Kindern. Künftig können auch ein Erwachsener und ein Kind gemeinsam ein Gruppenticket lösen - bisher war dies nicht möglich, der Gruppenreisetarif begann erst ab sechs Personen. Familien mit mehr als zwei kleinen Kindern unter sechs Jahren mussten ab dem dritten Kind bezahlen, künftig fahren alle Kinder bis einen Tag vor dem 6. Geburtstag in Begleitung eines Erwachsenen gratis.

Schon zwei Bahnfahrer bilden künftig eine Gruppe und können damit 5 Prozent Rabatt in Anspruch nehmen. Die Vergünstigung reicht bis zu 30 Prozent ab zehn Personen in einer Gruppe. Wer seine Bahntickets noch vor Inkrafttreten der Tarifreform kauft, für den gelten noch die bisherigen Tarife, betont die ÖBB.

Vorwiegend kritisch äußerte sich die Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriela Moser: Die Mega-Bauprojekte der Bundesbahn würden teurere ÖBB-Tickets erzwingen, eine leistbare Netzkarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel wie in der Schweiz fehle in Österreich. Der "Ladenhüter ÖBB-Jahresnetzkarte", der nicht einmal auf den ÖBB-eigenen Postbussen gelte, werde auch mit der aktuellen Preissenkung kein Renner werden, so die Grüne.

Kritik der Fahrgastvereinigung

Die staatliche Schlichtungsstelle Schienen-Control begrüßt das vereinfachte Tarifangebot als ersten Schritt. Aufrecht bleibe jedenfalls die Kritik, dass Onlinetickets nach wie vor nicht erstattet werden.

Die Fahrgastvereinigung probahn Österreich kritisiert die Kostenüberwälzung auf die Fahrgäste nach dem Motto, "den Letzten = Fahrgast, beißen die Hunde". Statt über eine Reduktion der Ticketabgabe für die Fluglinien zu streiten, sollten Bund und Länder das Angebot von Bahn und Bus ausfinanzieren. Von ÖBB-Seite sollten "keine Bocksprünge im Tarifsystem", sondern eine jährliche Tarifanpassung im Ausmaß des Verbraucherpreisindex erfolgen. Die jetzige Preiserhöhung sei unverhältnismäßig. (APA, 14.6.2012)