Die Voestalpine, früher viel zitiertes Sinnbild für das Hunderte Milliarden Schilling teure Verstaatlichtendesaster, entwickelte sich zu einem europäischen Vorzeigeunternehmen. Besonders im Bereich der Bleche für die Autoindustrie hat sich der Konzern einen Namen gemacht und ist einer der wenigen ernsthaften Konkurrenten für die Magna-Gruppe von Frank Stronach. Klar, dass Frank gerne die Filetstücke herauslösen und in seinen eigenen Konzern eingliedern würde. Nur: Die für Magna uninteressanten Teile würde Stronach in Blitzeseile an verschiedene "Restlverwerter" abstoßen - in der Steiermark wartet der Industrielle Cornelius Grupp dem Vernehmen nach schon auf die Bahnsparte.

Unter dem Strich würde die Voestalpine aufgelöst, und Österreich wäre um einen weiteren Industriekonzern ärmer. Dafür zu sorgen, dass dies nicht passiert, ist eigentlich Aufgabe und alleinige Daseinsberechtigung der Verstaatlichtenholding ÖIAG. Sie soll die Beteiligungen so verkaufen, dass auch volkswirtschaftliche Überlegungen zum Wohle des Wirtschaftsstandortes Österreich einfließen. Doch genau in die Situation, vor der der Staat die Voestalpine vorgeblich schützen will, bringt er sie jetzt offensichtlich.

Dabei ist es natürlich nur eine der in jüngster Zeit etwas kumulierenden höchst unglücklichen Schicksalsfügungen, dass der Finanzminister als oberster Herr der Staatsbeteiligungen einerseits über die Zukunft der Voestalpine entscheidet und andererseits ein Rückkehrrecht in den Magna-Konzern besitzt. Unvereinbar? Aber nicht doch. Vorbildliche Amtsführung heißt das jetzt. Genauso zufällig sitzt Magna-Chef Siegfried Wolf im Aufsichtsrat der ÖIAG und Cornelius Grupp in den Aufsichtsorganen von ÖIAG und Voestalpine. Gespenstisch. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 24.6.2003)