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Das Karussell dreht sich scheinbar unaufhaltsam weiter.

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Wenige Tage nachdem Spanien die Hilfszusage der Eurozone erhalten hatte, stufte Moody's die Kreditwürdigkeit des Landes herab.

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New York/Rom/Brüssel - In der Euro-Schuldenkrise spitzt sich die Lage zu: Moody's hat die Kreditwürdigkeit Spaniens deutlich zurückgestuft. Als Grund nannte die Ratingagentur am Mittwochabend die angekündigte 100-Milliarden-Euro-Hilfe für Spaniens Banken, die die Schuldenlast des Landes weiter erhöhe. Die Herabstufung drückt auf die Stimmung der Investoren. Die Renditen für zehnjährige spanische Anleihen kletterten am Donnerstagmorgen auf 6,94 Prozent und erreichten damit den höchsten Stand seit Einführung des Euro.

Spaniens Banken am Tropf der EZB

Spaniens Banken geraten indes immer stärker an den Tropf der Europäischen Zentralbank (EZB): Im Mai stiegen die durchschnittlichen Ausleihungen der Banken bei der Notenbank von 263,5 auf 287,8 Mrd. Euro. Damit wurde ein neuer Rekord erreicht. Die Herabstufung hat auch die Kosten für die Kreditausfallversicherung (CDS) des Landes in die Höhen getrieben. Fünfjährige Swaps zur Versicherung von spanischen Staatsanleihen stiegen am Donnerstag um zehn Basispunkte auf 607 Basispunkte. Damit beliefen sich die Kosten für die Versicherung von Anleihen über zehn Mio. Euro auf 607.000 Euro. Zudem senkte Moody's den Daumen über Zypern. Für die beiden Länder könnten sich damit neue Kredite nochmals verteuern. 

Seitens der EU-Kommission heißt es, es brauche Zeit, damit Spanien an den Märkten wieder Vertrauen erhalte, und "wir hoffen auch durch die Ratingagenturen", erklärte ein Sprecher am Donnerstag in Brüssel. Jedenfalls sei die Wiedererringung des Vertrauens wesentlich. "Wir sitzen alle im selben Boot."

Der heiße Draht

Als Zeichen wachsender Sorge auch beim EU-Partner USA werteten Beobachter einen Anruf von US-Präsident Barack Obama am Mittwochabend beim EU-Ratspräsidenten Herman van Rompuy. Thema sei unter anderem die Finanzkrise gewesen, sagte ein Sprecher van Rompuys. Obama steht vor der US-Wahl im November wegen der schwachen Wirtschaftslage im eigenen Land unter Druck. Er hat wiederholt gefordert, die Länder Europas müssten mehr Geld zur Stabilisierung der Lage bereitstellen. Obama erhofft sich davon auch eine Stützung der Weltwirtschaft, was die US-Konjunktur und damit auch Obamas Chancen auf eine Wiederwahl fördern würde.

Zu Spanien erklärte Moody's, das Rating werde um drei Stufen auf Baa3 gesenkt. Zudem sei eine weitere Herabstufung binnen drei Monaten denkbar. Auch die kleinere Agentur Egan-Jones stufte Spanien herab - zum vierten Mal seit April. Spanien dürfte auch beim bevorstehenden G-20-Gipfel in Mexiko im Kreuzverhör stehen. Mexikos Finanzminister Jose Antonio Maede sagte, die 20 größten Wirtschaftsnationen (G-20) wollten von Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy Klarheit über die Nutzung der zugesagten europäischen 100-Milliarden-Hilfe.

Hilfe für Zypern wird wahrscheinlicher

Zypern wurde von Moody's um zwei Noten auf Ba3 herabgestuft. Auch hier könnte eine weitere Herabstufung folgen. Grund seien die gestiegenen Risiken für Zypern, die von Griechenland ausgingen. Zypern steckt tief in der Rezession und könnte die EU-Partner nach Angaben seines stellvertretenden Europaministers Andreas Mavroyiannis vom Mittwochabend um bis zu vier Mrd. Euro bitten müssen. Bisher lässt das Land aber offen, ob es Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm beantragen könnte oder auf Kredite etwa von Russland oder China zurückgreifen würde. Zypern übernimmt zum 1. Juli die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union. 

Russland zu Milliarden-Kredit bereit

Russland ist zu einem neuen Kredit über bis zu fünf Mrd. Euro für Zypern bereit. Der Bitte Zyperns werde aller Voraussicht nach entsprochen, sagte Pawel Medwedew, Berater des russischen Zentralbankchefs Sergej Ignatjew, der Moskauer Tageszeitung "Nesawissimaja Gaseta". Vergangenen Dezember hatte Zypern bereits einen russischen Staatskredit über 2,5 Mrd. Euro für viereinhalb Jahre zu einem Zins von 4,5 Prozent aufgenommen.

Experten zufolge wird Russland dem Inselstaat somit mehr Geld leihen, als es 2012 selbst auf dem Außenmarkt aufgenommen hat. Auf Zypern seien große russische Öl-, Metallurgie- und sonstige Konzerne eingetragen, die einen Teil ihres Geldes in zypriotischen Banken deponierten, sagte der Analyst Andrej Tschernjawski. "Deshalb will Russland den Konkurs dieser Banken nach Kräften verhindern." Das russische Finanzministerium hat den Kreditantrag Zyperns nach eigenen Angaben allerdings noch nicht erhalten.

Monti fordert Unterstützung für Reformen

Italiens Regierungschef Monti forderte am Mittwochabend im Parlament Unterstützung für seine Reformen. Diese seien zwar eine bittere Medizin, aber unerlässlich, um zu verhindern, dass auch Italien zum Opfer der Schuldenkrise werde. An den Finanzmärkten wird seit längerem nicht mehr ausgeschlossen, dass auch Italien Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm beantragen muss, weil es die hohen Zinsen für seine Schulden am freien Kapitalmarkt nicht mehr tragen kann.

Monti hatte im November die Regierung übernommen und zunächst großen Rückhalt bei den Wählern gehabt. Sein Sparpaket führt aber zu höheren Steuerbelastungen für die Bürger, Montis Popularität ist daher deutlich gesunken. Auch der Rückhalt im Parlament bröckelt. Jüngst gab es erstmals offene Forderungen nach vorgezogenen Neuwahlen noch in diesem Jahr. Regulär würde erst 2013 ein neues Parlament gewählt.

Italien hat indes bei seinen Staatsschulden einen neuen Rekordstand erreicht: Die Verschuldung kletterte im April laut der italienischen Notenbank auf 1.948,584 Mrd. Euro. Im März hatte sie noch 1.946,083 Mrd. Euro betragen. (APA/Reuters, 14.6.2012)