HOT CHIP In Our Heads (Domino)
Die in London beheimatete Nerd-Band zeichnet die gefällige Neigung aus, leichten, eingängigen und immer zart melancholischen Pop mit den konsensfähigen Errungenschaften neuester House-, Disco- und Hottehü-Stile zu kombinieren. Das macht sie zu einem Zugpferd sowohl im Indie-Boy- und Alternative-Girl-Marktsegment als auch zur heißen Nummer im Sektor der publizistischen Siebengescheite.

Schließlich kann man sehr gescheite Aufsätze darüber schreiben, was die Band beeinflusst hat, woher die ganzen Verweise, Anspielungen und Zitate in den Songs und Arrangements kommen - und warum sich diese wie Theologiestudenten ausschauenden Buben als fünfjährige Kindergartenkinder verkleiden - gerade heute so notwendig ist.

An all dem hat sich auch mit dem neuen Album nichts geändert. Wir hören leichten, eingängigen Pop, der mit den konsensfähigen Errungenschaften neuester House-, Disco- und Hottehü-Stile kombiniert wird. Darüber sowie über synthetischem Funk aus der Frühphase von Prince schwebt Alexis Taylors zarte, dünne, berückende Stimme.

Leider ging 2011 das Album seines Improvising-Songwriting-Projekts About Group unter anderem mit dem großen Charles Hayward von This Heat am Schlagzeug im Vergleich zur 2012 etwas müde wirkenden Routine Hot Chips vollkommen unter. Das mag unter anderem daran liegen, dass die jungen Leute immer gleich verunsichert sind, wenn ein anderer als der Viervierteltakt kommt.

TOM JONES Spirit In The Room (Universal)
Der alte Schwerenöter aus der Generation Las Vegas gönnt sich nach all der virilen Sexbomberei eine relaxte Spätwerkphase im Stile Johnny Cashs und brettert mit leicht brüchigem Heldentenor durch Liedgut von Tom Waits, Paul Simon, Blind Willie Johnson und vor allem Leonard Cohens Tower Of Song. Das klingt mitunter großartig. (schach, Rondo, DER STANDARD, 15.6.2012)