Zwei der Begründer des BikeCityGuide: Andreas Stückl (li.) unsd Daniel Kofler.

Foto: BikeCityGuide

Ein Blick auf die Website.

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Die Route wird berechnet. Das ansprechende Design der App kommt ebenfalls von einem ehemaligen Grazer Radkurier: Alessandro Holler, kurz Ale genannt.

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"Wir sind Radkuriere und kennen durch mehrere tausend Kilometer am Rad unsere Städte wie im Schlaf", lautet der Text auf der Website des BikeCityGuide. Seit April lotst das GPS-gestützte Navigationsprogramm als App für iPhone und Android Alltagsradler und Touristen durch österreichische Städte.

Drei Varianten der Nutzung bietet die App: Die Start-Ziel-Navigation berechnet ausgehend vom aktuellen Standort die optimale Radroute zum angegebenen Ziel. Die beiden anderen Optionen sind touristische Routenempfehlungen: Entweder werden aus dem jeweiligen Städtepaket Sehenswürdigkeiten nach Interessengebieten ausgesucht und die Routen errechnet, oder die App verbindet selbst ausgewählte "Points of Interest" zu einer Tour durch die Stadt.

Die Hintergrundinfos zu den Sehenswürdigkeiten kommen von Wikipedia. Die Routenbeschreibung erfolgt audiovisuell mit einer am Monitor gut sichtbaren Karte und Voice Support.

Die Routenberechnung bevorzugt Radwege, Neben- und Wohnstraßen. Für den Download der Städte-Pakete wird einmalig eine Internetverbindung benötigt, alles weitere funktioniert kostengünstig offline. Einzig für die Auflösung von Hausnummern, sofern diese nicht in der OpenStreetMap eingetragen sind, bedarf es optional einer Internetverbindung. Doch selbst hier gibt es bei nicht vorhandener Internetverbindung einen "Fallback": Man wird zum nächstgelegenen Punkt der gesuchten Straße geroutet.

Wie alles begann

Der Impuls für den BikeCityGuide kam 2010 von dem ehemaligen Fahrradboten, Kunst- und Reisefotografen Andi. Unterwegs bei der Europäischen Fahrradbotenmeisterschaft in Budapest, fand er es überaus schwierig, mit dem Fahrrad die Stadt zu besichtigen. Die Idee zur Fahrradrouten-App war geboren.

Gedacht, getan. Man machte sich im Bekanntenkreis auf die Suche nach einem Programmierer und kam dabei auf Mihai, der gerade dabei war, sein Informatikstudium abzuschließen, und die Herausforderung annahm. Ein erster Prototyp entstand, die Idee wurde weiter verfeinert und bis zum vollwertigen Navigationssystem ausgebaut. Heute sind sechs Personen im engeren Team involviert, Firmensitz ist der Grazer Science Park.

"Wenn man in einer Stadt unterwegs ist, sind größere Straßen nicht zu übersehen. Fürs Fahrrad braucht man genau den umgekehrten Ansatz", berichtet der für die Technik zuständige Dietmar Hofer von seiner Arbeit am BikeCityGuide, durch die er seine Begeisterung fürs Radfahren aus Kinder- und Jugendtagen wiedergefunden hat.

OpenStreetMap liefert Karten-Daten

Die Karten-Daten des BikeCityGuide stammen aus der 2007 begründeten freien Wiki-Weltkarte OpenStreetMap. Ein nichthierarchisches und für jeden offenes System, in das jeder einen Radweg, den er vor seiner Tür entdeckt, eintragen kann. Damit springen die Initiatoren des BikeCityGiude auf den Trend zu Open Government Data auf.

Die Karte wird in einem selbst erstellten Stil gerendert und Routenberechnungen am Gerät durchgeführt. Dabei pflegt man den Kontakt zu den engagiertesten OpenStreetMap-Aktivisten in Wien und in Graz. "Bei den regelmäßig stattfindenden Stammtischen ist jeder willkommen", betont einer der BikeCityGuide-Begründer, Daniel Kofler. Der nebenberufliche Fahrradbote ist Obmann des Styrian Sprint Shop, eines Vereins zur Förderung der Fahrradkultur, und setzt sich aktiv für Radthemen ein.

Selbstregulierung ist gefragt

Wer sich vom BikeCityGuide ein lückenloses Radwegenetz durch die Großstadt erwartet, der erwartet vielleicht zu viel, denn es kann durchaus vorkommen, dass man eine Runde um den Häuserblock oder auf die eine oder andere stärker frequentierte Straße geschickt wird. "Der BikeCityGuide ist noch nicht perfekt. Es wird ständig daran gefeilt", betont Dietmar Hofer.

Für die Richtigkeit der Routen gibt es nach dem Wikipedia-Prinzip keine Garantie, die User sorgen für Selbstregulierung. "Wir sind in ständigem Kontakt mit der Fahrrad-Community, Rückmeldungen seitens der Nutzer sind immer willkommen", so Hofer. Eine eigene Support-Seite steht für Problemmeldungen und Ideen zur Verfügung. Darüber hinaus tüftelt man zurzeit an einer Website mit Routenplaner, auf der man auf möglichst einfache Weise Verbesserungsvorschläge einbringen kann, "denn in reiner Textform ist dies oft etwas schwierig", sagt Daniel Kofler.

Auch über die Befestigung der kostbaren Wegbegleiter hat man sich Gedanken gemacht. Mit Silikon-Bändchen, die über den Online-Shop erhältlich sind, kann das Smart- oder iPhone sicher am Lenker befestigt werden.

Nicht nur, eine intelligente Navi-Software zu verkaufen und daran anknüpfende Ideen zu verwirklichen, ist das Ziel, das sich die Jungunternehmer mit ihrem BikeCityGuide gesetzt haben, sondern "so vielen Leuten wie möglich erfahrbar zu machen, wie viel Spaß das Radeln auch in der Stadt machen kann". (Eva Tinsobin, derStandard.at, 24.6.2012)